Öl wird gerne auch als "schwarzes Gold" bezeichnet. In diesem Jahr hinkt bislang jedoch der Vergleich mit dem Edelmetall: Während der Goldpreis von einem Rekordhoch zum nächsten klettert, geht die Entwicklung des Ölpreises im bisherigen Jahresverlauf eher in eine andere Richtung, erläutert Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank.

Ölpreis rutscht ab
"Sowohl die Preise für die Ölsorte WTI Crude als auch für das Nordsee-Pendant Brent geben seit Jahresanfang deutlich nach und liegen im Minus", so Frey. Die einzige Gemeinsamkeit mit dem Goldpreis sieht er darin, dass bei beiden die US-Zollpolitik eine wesentliche Rolle spielt. 

Die Internationale Energieagentur (IEA) gehe für 2025 aufgrund der Zölle von einer geringeren Ölnachfrage aus. Der Preisverfall beim Rohöl seit Jahresanfang habe sich nach der Ankündigung reziproker Zölle am 2. April verstärkt, so der Fondsmanager. 

Sorge vor Rezession
Donald Trump habe im Wahlkampf zwar niedrigere Energiepreise versprochen, allerdings habe er sie durch eine massive Ausweitung der amerikanischen Ölproduktion drücken wollen ("Drill, baby, drill") statt mit wirtschaftlicher Unsicherheit. "Der Preisverfall beim Rohöl hängt mit der Sorge zusammen, dass die Handelszölle eine Rezession auslösen und so die Ölnachfrage weiter zurückgehen lassen könnten", erläutert der Experte. Auch die Fortschritte vieler Staaten bei der Substitution ihrer Primärenergie durch erneuerbare Energien spielten eine nicht unwesentliche Rolle.

In den USA würden die Genehmigungsverfahren für neue Ölförderungen massiv beschleunigt. Mittlerweile bestehe die Vorgabe, diese innerhalb von 28 Tagen zu genehmigen. Für Norbert Frey ist das Interesse daran aber noch ungewiss: "Ob Unternehmen angesichts des niedrigen Ölpreises neue Ölförderprojekte beginnen, ist absolut nicht sicher." Und sollte es nicht zu einem globalen Aufschwung kommen, dürften die Ölpreise eher noch eine Weile auf niedrigem Niveau verharren, meint der Fondsmanager. (jh)