DWS: Lagarde versprüht Langeweile – vielleicht zum letzten Mal?
Einmal mehr gibt es nach einer EZB-Sitzung kaum Neues zu berichten. Angesichts der kontroversen Themen auf der Agenda von Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde könnte sich das allerdings bald ändern, sagt DWS-Ökonomin Ulrike Kastens.
Wer die Sitzungen der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen Jahren verfolgt hat, der kennt diesen Satz bereits: Wie erwartet gab es keine Überraschungen. Die EZB-Ratssitzung am gestrigen Donnerstag könnte allerdings eine der letzten gewesen sein, die der Öffentlichkeit nicht mehr als ein müdes Schnarchen entlockt, prophezeit DWS-Volkswirtin Ulrike Kastens. Sie geht davon aus, dass die neue Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde auf mittlere Sicht einige Themen anstoßen wird, die Sprengstoff bergen.
Lagardes Kernprojekt ist eine Überprüfung der EZB-Strategie, die Wirtschaft mit billigem Geld anzukurbeln um so Inflation im Euro-Raum auf das Notenbankziel von knapp zwei Prozent zu hieven. Nun steht die Frage zur Diskussion, ob ein Inflationskorridor nicht sinnvoller wäre als eine fixe Marke. Durch eine solche Änderung des strategischen Kurses könnte die EZB womöglich einen größeren Handlungsspielraum behalten. Die Strategieüberprüfung dürfte "keinen Stein auf dem anderen belassen", sagt Kastens voraus.
Bleibt alles anders
Auch weitere Themen auf Lagardes Agenda dürften für Diskussionsstoff sorgen, sagt die DWS-Volkswirtin – etwa die Frage, ob und wie die EZB klimapolitische Ziele und Fragen der sozialen Gleichheit in ihren Zielkatalog aufnehmen kann. Eines wird sich aber wohl nicht so bald ändern: das Zinsniveau. Zwar sind die Konjunkturrisiken zuletzt geschrumpft. Weil es aber nach wie vor mehr als genug Unsicherheiten gibt, bleibt die Notenbank in Hab-Acht-Stellung und könnte die Zinsen, wenn nötig, sogar noch weiter senken, urteilt Kastens. (fp)