ETF-Absatz knickt weltweit ein: Ende des Passiv-Booms?
Im ersten Halbjahr haben sich die Mittelzuflüsse in ETFs fast halbiert, weil Anleger sensibler auf Volatilität und schlechte Nachrichten reagieren. Ein Ende des Booms können Experten aber nicht erkennen.
Der globale Mittelzufluss in börsengehandelte Indexfonds (ETFs) hat sich im ersten Halbjahr 2018 gegenüber den ersten sechs Monaten 2017 beinahe halbiert, meldet das Analysehaus ETFGI. Demnach konnten die Anbieter passiver Produkte weltweit in diesem Zeitraum nur rund 223 Milliarden US-Dollar einsammeln. Im Monat Juni lagen die Mittelzuflüsse von ETFs weltweit bei 8,7 Milliarden US-Dollar, zeigen die ETFGI-Daten. Noch weniger Geld konnten Passiv-Fonds nur im Januar 2014 einsammeln.
Das in Indexfonds und anderen passiven Papieren weltweit verwaltete Vermögen lag im Juni bei 4,99 Billionen US-Dollar, was einen leichten Rückgang gegenüber den im Mai verzeichneten fünf Billionen darstellt. Damit kam es im dritten Monat in Folge zu Netto-Mittelabflüssen. Der drohende Handelskrieg habe das Vertrauen in die Produkte schwinden lassen, erklärt ETFGI dazu.
Europas ETF-Branche hat den Blues
Auch die europäische ETF-Branche blieb von der schlechten Stimmung am Markt nicht verschont. Europaweit sanken die Anlagen in passiv gemanagten Produkte von 1,1 Milliarden US-Dollar im Mai auf 757 Millionen US-Dollar im Juni. Besonders hart traf es Produkte mit Schwellenländer-Schwerpunkt: Hier betrug der weltweite Mittelabfluss im Juni 1,6 Milliarden US-Dollar, während ETFs, die in Anleihen investieren, im Juni unterm Strich sogar 1,1 Milliarden US-Dollar einsammeln konnten.
Ein Ende des ETF-Booms sei aber noch nicht zu erkennen, meint Adam Laird, Chef der europäischen ETF-Abteilung beim Anbieter Lyxor: "Für Grabreden ist es noch ein wenig früh", sagte er gegenüber den "Financial News". Nach einem außergewöhnlichen Jahr 2017 seien Anleger nun vorsichtiger und reagierten sensibler auf Volatilität und schlechte Nachrichten. (fp)