In der Corona-Pandemie fahren alle auf Sicht – Ärzte, Politiker und Investoren. "Wir befinden uns unverändert im Zustand der Ungewissheit", sagt Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager beim Vermögensmanager Euroswitch, mit Blick auf die jüngsten Kurserholungen. Es kann an den Börsen jederzeit wieder abwärts gehen. Immerhin dürften die Hilfsmaßnahmen von Politik und Notenbanken verhindern, dass sich der Bankensektor ansteckt und die Wirtschaftswelt in eine strukturelle Krise abrutscht, ist der Vermögensprofi überzeugt.

Im laufenden Jahr wird sich eine globale Rezession wohl kaum vermeiden lassen. "Die erhoffte V-förmige schnelle Erholung der Weltwirtschaft ist weniger realistisch. Zu sehr fällt ein gleichzeitiger Angebots- wie Nachfrageschock ins Gewicht, zu ungewiss bleiben die kurzfristigen Perspektiven für einen globalen Neustart, der durchaus stotternd sein könnte", urteilt Böckelmann.

Die Frage des passenden Buchstabens
Statt mit einem scharfen "V" oder mit einem langgezogenen "L" rechnet der Euroswitch-Experte kurz- bis mittelfristig eher mit einer U-förmigen Wirtschaftserholung. Es wird schon allein deshalb etwas dauern, bis Länder rund um den Globus wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken, weil die Maßnahmen gegen das Virus weltweit nicht zur selben Zeit ablaufen, erklärt er. "Außerdem diskutiert die Medizin meist längere Zeitperioden, als scheinbar von den Kapitalmärkten eingepreist." Zunächst heißt es also weiterhin: auf Sicht fahren. (fp)