"Aus Angst, etwas zu verpassen oder nicht auf dem neuesten Stand zu sein, hat das EU-Parlament erstmals den Klimanotstand für die Europäische Union ausgerufen“, wundert sich  Thomas Böckelmann. Das sogenannte "Fear of Missing Out"-Fieber (kurz: FOMO) habe zuletzt neben den Medien auch zunehmend die Kapitalmärkte und die Politik ergriffen, beobachtet der leitende Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Euroswitch. 

Symbolische Handlungen stehen demnach bei der Europäischen Union (EU) derzeit hoch im Kurs. Auf Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und EZB-Präsidentin Christine Lagarde komme in den nächsten Jahren viel Arbeit zu, die "von Aufklärung und Reformen bestimmt werden sollten und weniger durch Symbolik und Effekthascherei", sagt der Vermögensprofi.

Immerhin: Von Lagarde zeigt sich Böckelmann schon jetzt beeindruckt: "Wer bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt aufmerksam gelauscht hat, hat eben nicht das gerade in den deutschen Medien geschriebene 'weiter so wie Mario Draghi' gehört, sondern sehr viel Reflektion und vor allem viel Gestaltungsfreude für ein Europa in der aufreibenden Position zwischen den großen Blöcken USA und China." Nun müsse es den beiden Damen gelingen, die EU im Innern zusammenzuhalten und die geopolitischen Einflüsse von außen zur Stärkung der Gemeinschaft zu nutzen.

Europa hinkt bei der Digitalisierung zurück
Wie dringend das erforderlich ist, werde besonders bei der Digitalisierung deutlich. Die USA und China hätten gegenüber der EU einen zehn- bis 20-jährigen Technologievorsprung, sagt Böckelmann. Nur im Bereich der Sensorik könne Europa mithalten. Bei den Megatrends Big Data und Künstliche Intelligenz sowie E-Health und Cybersecurity dagegen fällt die EU weit zurück. "Eine potenzielle europäische Weltmarktführerschaft in diesen Bereichen wird einerseits durch eine der weltweit strengsten Datenschutzgesetzgebungen und andererseits durch ein nicht vollumfänglich verbreitetes, hochbelastbares schnelles Internet verhindert." (fp)