Die bevorstehende Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank (FOMC) am 18. Juni 2025 findet in einem sensiblen politischen Umfeld statt. Jüngste Versuche des US-Präsidenten, öffentlich Druck auf Fed-Chef Jerome Powell auszuüben – einschließlich einer Einladung ins Weiße Haus und anschließender öffentlicher Forderungen –, sind, höflich formuliert, unangemessen.

Der Fed-Vorsitzende Powell und der Fed-Vorstand dienen nicht einem Präsidenten oder einer politischen Partei – sie dienen der Preisstabilität, der Finanzstabilität und der maximalen Beschäftigung im Rahmen des engen Mandats der Fed.

Eine unabhängige Geldpolitik ist nicht nur ein verfassungsrechtlicher Schutzmechanismus, sondern auch ein Grundpfeiler wirtschaftlicher Stabilität. Es spricht für Jay Powell – sowohl für die Stärke der Institution als auch für seine persönliche Integrität –, dass er sich von solchem politischen Druck nicht beeindrucken lässt. Unabhängigkeit bedeutet, weder politischen Wünschen zu folgen noch sich ihnen aus Prinzip zu widersetzen. Es bedeutet, wirtschaftlich vernünftige Entscheidungen zu treffen.

Die Sitzung am 18. Juni wird diesen Grundsatz erneut auf die Probe stellen. Ich bin überzeugt: Die Fed wird diese Probe bestehen. Parallel dazu gerät die Rolle des US-Dollar als weltweite Leit- und Reservewährung zunehmend unter Druck. Geopolitische und finanzielle Strukturverschiebungen werfen Fragen auf, wie widerstandsfähig das auf dem Dollar basierende System langfristig noch ist.

Eine transaktionale Geldpolitik – also eine, die kurzfristigen innenpolitischen Zielen dient – wäre in diesem Kontext besonders gefährlich. Sie würde das Vertrauen in die amerikanische Geldpolitik und in den US-Dollar untergraben. Ich warne ausdrücklich davor.

Ein stabiler US-Dollar braucht stabile Institutionen – und das beginnt mit einer Notenbank, die frei von politischer Einflussnahme agieren kann.


Andreas Dombret war Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank sowie der US-Investmentbank Bank of America. Er ist heute Senior Advisor, unter anderem bei Oliver Wyman und der Santander-Bankengruppe, sowie Honorarprofessor an der Universität Frankfurt. Er gilt international als Experte für Finanzmarktregulierung, Geldpolitik und Bankenaufsicht.