EZB-Rat fordert vier weitere Zinsschritte bis zum Sommer
Robert Holzmann, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank und Chef der Oesterreichischen Nationalbank, hat sich für weitere Zinserhöhungen ausgesprochen. Er sei dafür, den Einlagenzins bis zum Juli dieses Jahres in vier Schritten zu heben, sagte er in einem Interview.
Das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), Robert Holzmann, hat sich aufgrund der anhaltend hohen Inflation im Euroraum für weitere deutliche Zinserhöhungen ausgesprochen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und bezieht sich dabei auf ein Interview, welches das "Handelsblatt" mit Holzmann geführt hat.
Zum aktuellen Zeitpunkt sei er dafür, die Zinsen auf den Ratssitzungen der EZB im März, Mai, Juni und Juli um jeweils einen halben Prozentpunkt anzuheben, sagte Holzmann dem Blatt. Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gilt als Verfechter einer straffen Geldpolitik.
Keine Abschwächung der Kerninflation erwartet
"Ich gehe davon aus, dass sich die Kerninflation im ersten Halbjahr nicht wesentlich abschwächt und ungefähr in der aktuellen Größenordnung bleibt", erklärte er im Interview. "In diesem Fall erwarte ich, dass wir die Zinsen in diesem Jahr noch viermal um einen halben Prozentpunkt erhöhen."
Holzmann zufolge ist das Niveau der Kreditkosten immer noch nicht restriktiv und müsste viel höher liegen, um das Wirtschaftswachstum zu bremsen. "Selbst wenn wir die Zinsen jetzt drei Mal um 0,5 Prozentpunkte erhöhen, sind wir erst bei einem Einlagenzins von vier Prozent”, sagte er dem "Handelsblatt". Erst dann wäre in etwa der restriktive Bereich erreicht.
Nicht noch ein Jahr verlieren
Zur schnelleren Verkleinerung ihrer Bilanz könnte die EZB laut Holzmann erwägen, weitere Anleihen in ihr Programm zur quantitativen Straffung aufzunehmen. Dazu könnte im Herbst der Abbau der Bestände aus dem Pandemie-Notfallankaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Programme, PEPP) erörtert werden.
"Ich stelle das in den Raum, sonst verlieren wir wieder ein weiteres Jahr", sagte Holzmann. "Wir haben eine sehr große Bilanzsumme. Und um diese auf einen vernünftigen Wert abzuschmelzen, müssen wir wahrscheinlich etwas aggressiver sein", erklärte er. (am/Bloomberg)