EZB-Rat: Zinssenkungen bei jeder kommenden Sitzung möglich
Die Europäische Zentralbank könnte nach Ansicht von Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau bei jeder ihrer kommenden Sitzungen die Zinsen senken.
Die Aufgabe der Währungshüter, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu bringen, sei trotz der von US-Präsident Donald Trump angedrohten Handelszölle auf einem guten Weg, sagte Francois Villeroy de Galhau, Chef der französischen Zentralbank, gegenüber "Bloomberg TV" in Davos. Dies könnte eine Senkung des Einlagensatzes von derzeit drei auf zwei Prozent bis zum Sommer ermöglichen, sagte er.
"Es gibt einen plausiblen Konsens darüber, dass wir bei jeder Sitzung so handeln werden, wie wir es seit September erfolgreich praktiziert haben", so Villeroy am Dienstag (21.1.).
Der Markt geht davon aus, dass die EZB die Zinsen im Jahr 2025 vier Mal senken wird, da sich die Inflation in den kommenden Monaten auf ihr Ziel einpendeln wird und die Wirtschaft der Eurozone angesichts der politischen Umwälzungen in Deutschland und Frankreich einen Schub gebrauchen kann.
Villeroys Ansichten wurden am Montag (20.1.) von Peter Kazimir aus der Slowakei, einem prominenten Falken, geteilt. Er erklärte gegenüber "Bloomberg", dass drei oder vier weitere Zinssenkungen "machbar" seien, betonte jedoch, dass man flexibel sein müsse, um auf neue Daten reagieren zu können.
"Wir sollten bereit sein, zu handeln"
Villeroy spielte auch die Wahrscheinlichkeit für Zinssenkungen herunter, die über die bisher in diesem Zyklus vorgenommenen Viertelpunkt-Schritte hinausgehen. "Wenn wir in Bezug auf das Tempo der Zinssenkungen entschlossen genug sind, brauchen wir jetzt nicht das Ausmaß der Zinssenkungen zu erhöhen, was eine weitere Debatte sein könnte", sagte er. "Ich würde diese Möglichkeit für die Zukunft nicht ausschließen, aber das ist das, was ich agilen Pragmatismus nenne – wir sollten bereit sein, zu handeln."
In Bezug auf den sogenannten neutralen Zinssatz – ein nicht messbares Niveau, das die Wirtschaftstätigkeit weder anregt noch einschränkt – sagte der französische Währungshüter, er sehe ihn bei zwei Prozent, fügte aber hinzu, dass es im Moment keinen Grund gebe, über eine Senkung unter diesen Wert zu diskutieren. (mb/Bloomberg)