EZB will digitalen Euro fördern
Experten der Notenbank sollen bald ihre Ergebnisse zur Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes präsentieren. Noch sind allerdings viele wichtige Fragen zum E-Euro ungeklärt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt die Einführung eigenen digitalen Geldes auf Basis der Blockchain-Technologie weiter voran. "Wie viele Zentralbanken rund um die Welt untersuchen auch wir die Vorzüge, Risiken und Herausforderungen bei der Handhabe eines solchen Schritts", erklärte Notenbankchefin Christine Lagarde laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) auf der diesjährigen Herbstkonferenz der deutschen Bundesbank. Konkret heißt das: Jene EZB-Fachleute, die in einer Taskforce über dem E-Euro brüten, sollen in den nächsten Wochen ihre Ergebnisse präsentieren.
Digitalgeld nur für Banken befinde sich bereits in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann bei einer Diskussionsrunde. Spannender wäre indes ein E-Euro, den die Notenbank den Bürgern des Währungsraums für den täglichen Gebrauch zur Verfügung stellt. Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau würde eine solche digitale Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) offenbar gern sehen, schon allein als Alternative zur Facebook-Währung Libra. Weidmann zeigte sich dagegen laut FAZ zurückhaltender und will zunächst einmal die Risiken einer digitalen Gemeinschaftswährung gründlich untersucht wissen.
"Digitalen Run auf die Banken" verhindern
Der Bundesbank-Chef sorgt sich laut "Handelsblatt" vor allem um die Stabilität des Bankensystems. Gäbe es eine Krise in Zeiten des E-Euro, könnte es eine Art "digitalen Banken-Run" geben. Elektronische Münzen ließen sich noch rascher "abheben" als Papiergeld, schließlich müsste niemand vor dem Geldautomat Schlange stehen. Auch die Frage, wie Geschäftsbanken weiterhin Kredite vergeben können, wenn Bankkunden Einlagen in elektronisches Geld umschichten, ist noch ungeklärt. "Es müssen noch eine Menge Probleme näher analysiert werden", betont Weidmann.
Eine mögliche Lösung bietet das Modell des EZB-Ökonomen Ulrich Bindseil. Es sieht unterschiedliche Zinssätze für den Zahlungsverkehr und für Sparkonten vor, damit Verbraucher nicht bei den ersten Krisenanzeichen die Banken stürmen und sich ihr Erspartes in digitaler Form nach Hause holen. Der E-Euro wäre in diesem Modell niedriger verzinst als "echte" Bankeinlagen, um drastischen Umschichtungen vorzubeugen. Das Problem: Die Zinsen liegen bereits so tief, das Abstufungen schwer zu realisieren wären. Bevor der E-Euro kommen kann, gibt es also noch viel zu tun. (fp)