Fed bleibt auf Kurs: Zinssenkung im Oktober so gut wie sicher
US-Notenbankchef Jerome Powell bereitet die Märkte auf eine weitere Zinssenkung Ende Oktober vor. Trotz des anhaltenden Government Shutdowns sieht die Fed wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt – und könnte ihren Bilanzabbau vorerst stoppen.
US-Notenbankchef Jerome Powell hat angedeutet, dass die Federal Reserve Ende Oktober voraussichtlich eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte beschließen wird. Der anhaltende Government Shutdown erschwere zwar die wirtschaftliche Bewertung, ändere aber nichts an der Einschätzung der Fed, dass sich die Konjunktur weiter abkühle.
Auf einer Konferenz der National Association for Business Economics (NABE) in Philadelphia erklärte Powell am Dienstag (14.10.), die konjunkturellen Aussichten hätten sich seit der Sitzung im September kaum verändert. Damals hatte die Fed bereits eine Zinssenkung vorgenommen und zwei weitere Schritte für dieses Jahr signalisiert.
"Zinssenkung im Oktober ist beschlossene Sache"
Mehrere Marktbeobachter sehen die Entscheidung bereits als sicher an. "Eine Zinssenkung im Oktober ist beschlossene Sache", sagte Julia Coronado, Gründerin des Forschungsunternehmens Macro Policy Perspectives und ehemalige Fed-Ökonomin. "Nichts hat die Einschätzung geändert, dass weiterhin Abwärtsrisiken für den Arbeitsmarkt bestehen."
Powell betonte, die Einstellungsdynamik in den USA lasse spürbar nach. "Wir befinden uns an einem Punkt, an dem ein weiterer Rückgang der offenen Stellen sehr wohl zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen könnte", warnte er. Nach einer "erstaunlichen Phase" sinkender Arbeitslosigkeit könne bald ein Wendepunkt erreicht werden, "an dem die Arbeitslosigkeit wieder zu steigen beginnt".
Markt rechnet mit fast sicherer Zinssenkung
An den Finanzmärkten änderten Powells Aussagen wenig an den Erwartungen. Laut Fed-Funds-Terminkontrakten gehen Anleger weiterhin von einer nahezu 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit aus, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung Ende Oktober die Zinsen erneut senken wird.
Die Zinssenkung im September auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25 Prozent war die erste seit Dezember. Auslöser war eine deutliche Abkühlung am Arbeitsmarkt im Sommer. Zwar blieb die Arbeitslosenquote im August mit 4,3 Prozent relativ niedrig, doch die Zahl der offenen Stellen ist rückläufig. Der für Anfang Oktober geplante Arbeitsmarktbericht verzögert sich wegen des Regierungsstillstands.
Shutdown erschwert die Lage der Notenbank
Der Government Shutdown behindert derzeit die Veröffentlichung wichtiger Wirtschaftsdaten – ein Problem für die Fed, die in ihren Entscheidungen stark auf offizielle Statistiken angewiesen ist. "Derzeit steigen die Risiken für die Beschäftigungsseite des Mandats", sagte Jelena Schuljatywa, Senior-US-Ökonomin beim Conference Board, am Rande der NABE-Konferenz. "Das wird die Entscheidung in naher Zukunft bestimmen."
Die nächste Fed-Sitzung findet am 28. und 29. Oktober statt. Bei der letzten Sitzung hatten die Projektionen der 19 FOMC-Mitglieder zwei weitere Zinssenkungen für 2025 nahegelegt, während neun Entscheidungsträger eine oder gar keine weitere Senkung befürworteten.
Fed greift auf private Daten zurück
Da die offiziellen Regierungsdaten derzeit nicht verfügbar sind, stützt sich die Notenbank verstärkt auf private Datenquellen, erklärte Powell. Diese seien hilfreich, könnten jedoch den "Goldstandard" offizieller Statistiken nicht ersetzen.
Powell machte zudem deutlich, dass die Federal Reserve bereit sei, den Bilanzabbau in den kommenden Monaten zu unterbrechen, um die Liquidität an den Geldmärkten zu stützen. Damit signalisiert die Notenbank eine vorsichtigere Haltung – ein weiterer Hinweis darauf, dass die geldpolitische Straffung vorerst an ihr Ende kommen dürfte. (mb/Bloomberg)














