Finanzprofessor: So ließe sich das Altersvorsorge-Problem lösen
Die Deutschen setzen bei der Altersvorsorge nach wie vor auf renditearme Produkte – mit fatalen Folgen für die Volkswirtschaft. Altersvorsorge-Experte Olaf Stotz über geeignete Wege, aus dem Renditetal herauszukommen.
Trotz extrem niedriger Zinsen halten die Deutschen dem Sparbuch und anderen Niedrigzinsprodukten eisern die Treue. Olaf Stotz ist Professor für Asset Management und Ruhestandsökonomik an der Frankfurt School of Finance & Management. In einem Interview, das die Fondsgesellschaft DWS auf ihrer Homepage veröffentlicht hat, erklärt der Ökonom wie sich die Anlagekompetenz der Bundesbürger beeinflussen lässt. Vorweg: Ein eigenes Schulfach Finanzbildung, wie es hier und da verlangt wird, ist für Stotz keine Lösung.
Er plädiert stattdessen für einen ganzheitlichen Ansatz. "Über ein vernetztes Denken in den bestehenden Fächern wie Mathematik oder Gemeinschaftskunde, könnte auch die Anlagekompetenz ausgebildet werden", sagt der Finanzexperte. Eine weitere Säule bildet für ihn der Staat. Er könnte zum Beispiel jedem Kind von Geburt an ein Vorsorgekonto einrichten und monatlich zehn Euro in einen Aktiensparplan einzahlen. "Imitiert das Kind die Anlage während seines Berufslebens und erhöht möglicherweise den Betrag, wäre das Altersvorsorge-Problem gelöst", sagt Stotz.
Schere zwischen Arm und Reich wird größer
Klar ist: Der Staat muss handeln. Denn langfristig drohen durch das Sparen mit renditearmen Produkten gravierende volkswirtschaftliche Folgen, warnt der Finanzexperte. "Wenn viele Menschen renditearm sparen, findet weniger Wertschöpfung und Vermögensbildung statt", sagt Stotz.
Der Mensch nimmt vorrangig die kurzfristigen Risiken wahr – etwa bei Aktien in erster Linie die Schwankungsrisiken. Auf lange Sicht nivellieren sich diese Kursschwankungen aber, vor allem Aktien bieten ein vergleichsweise hohes Renditepotenzial. Derzeit profitieren jedoch nur wenige Investoren von den höheren Renditen auf dem Aktienmarkt. "In der Folge wird in einer Volkswirtschaft die Schere zwischen Armen und Reichen immer größer", sagt Stotz. (fp)