Die Zinskurven in den USA und Europa invertieren immer stärker und senden damit zunehmende Rezessionssignale. Ein Soft-Landing der Konjunktur wird damit unwahrscheinlicher, warnt Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management, in einer aktuellen Marktanalyse. Strukturelle Gründe, wie tiefe Verschuldungsquoten, solide Arbeitsmärkte und hohes Konsumpotenzial, deuten Thoma zufolge aber auf eine nur milde Rezession hin. Auf jeden Fall zeichne sich ein weiterer Rückgang der Unternehmensgewinne ab.

Fehler der Fed wird wahrscheinlich eine Rezession auslösen
Aktuell bleibt die Geldpolitik wegen Glaubwürdigkeitsüberlegungen – trotz deflationärer Faktoren – zu restriktiv und nahe an einem sogenannten Policy Mistake, befürchtet Thoma. Allerdings rücke ein geldpolitischer Wechsel insbesondere in den USA näher und zwar möglicherweise schneller als derzeit offiziell kommuniziert. Dieser sei für das erste Quartal 2023 in den USA (und etwas später auch in der Eurozone) denkbar, dürfte damit aber nicht mehr schnell genug erfolgen, um eine Rezession zu verhindern.

In diesem Umfeld ist nach Einschätzung von Thoma mittelfristig mit einem deutlichen Rückgang der langfristigen Zinsen zu rechnen. Obwohl zunächst nochmals ein Anstieg möglich sei, erscheine eine erste Verlängerung der Zinsduration im Portfolio sinnvoll. Denn die langfristigen Zinsen beginnen in der Regel vor dem Ende des monetären Straffungszyklus zu fallen.

Aktienmärkte: Geringere Überschussliquidität wird zur Belastung
An den Aktien- und Kreditmärkten ist Thoma zufolge viel Negatives eingepreist. Die jüngste Erholung habe allerdings das Chancen-Risiko-Verhältnis wieder verschlechtert. Zudem sind die Stress- und Liquiditätsindikatoren ein Warnsignal.

"Insbesondere deuten seit Kurzem deutlich fallende Overnight-Reverse-Repo-Geschäfte auf stark abnehmende Überschussliquidität in den USA. Die Risiken überwiegen deshalb die Chancen aktuell noch deutlich und wir halten eine defensive Positionierung unverändert für angebracht. Sobald sich aber der zunehmend wahrscheinliche geldpolitische Wechsel in den kommenden Monaten konkretisiert, führt dies zu beträchtlichem Aufwärtspotenzial im weiteren Verlauf des Jahres 2023", prognostiziert Thoma. (aa)