Fondsinitiator zur "Aktiv/Passiv-Debatte": Einer wird gewinnen
Die Diskussion "passives versus aktives Investieren“ wird öffentlichkeitswirksam geführt. Beide Seiten haben stichhaltige Argumente – und erhebliche Eigeninteressen. Eine Partei riskiert dabei mehr, als ihr lieb sein kann, meint Andreas Lesniewicz, Geschäftsführer des Fondsinitiators Conren.
Was ist besser: Aktives oder passives Investieren? Kaum eine Frage wird leidenschaftlicher diskutiert. Die Fairness bleibt dabei oft auf der Strecke, meint Andreas Lesniewicz: "In der Debatte werden Argumente nicht immer sauber getrennt ", hat der Geschäftsführer des Fondsinitiators Conren festgestellt.
Es beginne damit, dass ETFs als passiv und Fonds als aktiv dargestellt werden. "Vergleiche unterstellen, dass Indizes 'den Markt' darstellen und aktive Manager Indizes als Maßstab nutzen, um ihr Können zu dokumentieren. Doch so simpel ist es nicht", findet Lesniewicz. Zum einen seien wirklich aktive Investoren rar und Statistiken oft zweckgebunden erstellt. Unter anderem wird oft unterschlagen, dass auch ETFs Kosten haben. "Richtig wäre es, Fonds mit Index-ETFs oder Indizes mit Fonds vor Kosten zu vergleichen", fordert Lesniewicz.
Zudem folge die Debatte um die vermeintlichen ETF-Vorteile einem Schema, das man von früheren Investmentmoden kenne. "Ob Hedgefonds, ABS-Produkte oder Protect-Zertifikate –alle haben dreierlei gemeinsam: Ihre Grundidee ist gut. Sie werden mit der Kritik an etablierten Lösungen vermarktet, und sie entwickeln ab gewissen Volumina eine gefährliche Eigendynamik ", präzisiert Lesniewicz.
Kurssturz als Weckruf für ETF-Fans
Alle drei Punkte träfen auf ETFs zu, stellt der Conren-Experte fest. "Ihr Siegeszug führt zu Übertreibungen – nach oben, aber erst recht nach unten." Erst ein Crash dürfte vielen ETF-Fans die Augen öffnen.
Denn wer passiv anlegt muss davon überzeugt sein, dass Märkte langfristig immer steigen. "Für Investoren, die Schwankungen verkraften können, macht passives Investieren mehr Sinn als aktives", sagt Lesniewicz. Doch die meisten Anleger ertrügen es nicht, bei Marktschwächen investiert zu bleiben. "Bei der nächsten Korrektur könnten ETFs eine Verkaufswelle lostreten. Nach fast 100 Monaten Bullenmarkt bei Aktien sowie über 400 Monaten Bullenmarkt bei Anleihen ist dieser Punkt nicht mehr weit entfernt."
Rückbesinnung auf alte Tugenden
Wenn es so weit sei, würden Anleger – wie immer– überrascht sein und versuchen, durch dieselbe Tür den Markt zu verlassen. Wie beim Crash von 2008/09 würden alle Vermögensklassen angesteckt. "Viele passive Investoren werden am Anfang versuchen, ihrer Strategie treu zu bleiben und Positionen zu halten. Doch nach und nach werden sie am Ende doch denken, dass es dieses Mal anders kommen könnte – und kapitulieren", schwant Lesniewicz. Zugleich ist er sich sicher: "In diesem Szenario wird jeder dankbar sein, der Vertrauen zu seinem aktiven Manager hat." (fp)