Der Leitindex der Mailänder Börse ist fulminant ins Jahr gestartet, auch wenn es zuletzt aufgrund der allgemeinen Marktturbulenzen einen Rücksetzer gab. Der Anstieg des FTSE MIB sei bisher bemerkenswert beständig gewesen, schreibt Hans Peter Schupp, Vorstand beim Fondsanbieter Fidecum in Bad Homburg, angesichts der Entwicklung des italienischen Börsenbarometers in den zurückliegenden Monaten.

Die in Europa verbreitete Angst, dass die Regierung der Rechtspopulistin Georgia Meloni mit der EU brechen könnte, habe sich trotz der Ankündigungen Melonis im Wahlkampf bislang nicht bewahrheitet, so Schupp. Seit sie an der Macht ist, sei man selbst in Brüssel überrascht, wie kooperativ sich die neue Regierung zeige. Meloni setze sogar den finanzpolitischen Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi weitgehend fort.

"Eldorado für Deep-Value-Investoren"
Einige Beobachter vermuteten, dass Meloni die rund 190 Milliarden Euro aus Brüssel, die Italien aus dem Corona-Entschädigungstopf der EU zustehen, nicht gefährden wolle. Selbst der kurz vor Jahresende verabschiedete Haushaltsetat erfülle die Defizitvorgaben der EU. Italien und die EU pflegten zuletzt einen Kuschelkurs, konstatiert Schupp.

Weil die Angst vor einer Chaos-Regierung viele Investoren aus Italien vertrieben und die Börse unter Druck gesetzt hatte, sei der italienische Aktienmarkt zu einem "Eldorado für Deep-Value-Investoren" geworden, so Schupp, der den Fidecum Contrarian Value Euroland Fonds lenkt. Niedrige Aktienbewertungen mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von weit unter fünf habe man dort zuhauf gefunden. Die Investoren seien inzwischen nach Italien zurückgekehrt. (fp)