Die jüngste Insolvenz des US-Autovermieters und Gebrauchtwagenhändlers Tricolor Holdings lässt bei Enguerrand Artaz, Fondsmanager bei LFDE, alle Alarmsignale angehen. Und nicht nur bei ihm.

Das US-Unternehmen lieferte Gebrauchtwagen, für deren Finanzierung in Form von Subprime-Krediten nur sehr wenig Sorgfalt aufgewendet wurde. Der Zusammenbruch des Unternehmens, verursacht durch eine Anhäufung nicht zurückbezahlter Kredite, zeugt für Artaz von den finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die weniger wohlhabenden Schichten der amerikanischen Bevölkerung zu kämpfen haben. Mehr noch: "Es erinnert auch an die Insolvenzen der Subprime-Hypothekenanbieter im Vorfeld der Krise von 2008."

Vertraute Muster in neuem Gewand
Den Vergleich zur großen Finanzkrise zieht der Fondsmanager durchaus bewusst. Der Konkurs von Tricolor Holdings wie auch der von First Brands, einem Automobilzulieferer, habe mehrere renommierte Finanzinstitute – darunter JP Morgan, Barclays, Jefferies und die UBS – in Mitleidenschaft gezogen. Damit steigt laut Artaz erneut die Gefahr einer Ansteckung des Bankensektors. Und das meint offenbar nicht nur er: Während viele Beobachter die Analogie zur Krise von 2008 anzweifeln, sieht der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, Gefahren.

LFDE-Fondsmanager Artaz sagt dazu: "Bailey warnt insbesondere vor dem Bereich der privaten Finanzierung, der bei Fällen wie denen von First Brands oder Tricolor Holdings sehr aktiv ist." Er betone, dass private Kreditgeber die gleiche Art von Finanz-Engineering betreiben wie die Banken im Vorfeld der Krise von 2008, insbesondere die Aufteilung von Krediten und die Bündelung von Subprime-Krediten.

Einzelfall oder Vorbote einer größeren Krise
Generell gebe die Bedeutung der privaten Finanzierung Anlass zur Vorsicht. So warnte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa vor einer "sehr bedeutenden Verlagerung" der Finanzierung hin zu wenig regulierten privaten Kreditfonds. Der IWF wies außerdem darauf hin, dass die weltweiten Banken etwa 4,5 Billionen Dollar an Risiken gegenüber Nichtbanken-Finanzinstituten halten. "Diese Zahl ist groß genug, um als systemisch bezeichnet zu werden", sagt Artaz.

Ob es sich bei Tricolor Holdings und First Brands um Einzelfälle, einfache Symptome eines Zyklusendes oder einen Hinweis auf tiefere Ungleichgewichte handelt, lasse sich noch nicht sagen. "Für Anleger ist es jedoch wichtig, diese Signale nicht zu unterschätzen und sie im Hinterkopf zu behalten – insbesondere in einem sehr optimistischen Marktumfeld, in dem Versprechungen hoch belohnt und Warnungen meist ignoriert werden." (jh)