Die Individualität in der Anlageberatung ist auf dem Rückzug. Privatbanken offerieren verstärkt standardisierte Vermögensverwaltungsprodukte – auch wohlhabenden Privatpersonen mit einstelligen Millionenvermögen. Dabei genügen die Vermögensverwaltungsprodukte oft nicht den Wünschen des Kunden. Die scharfen Regulierungsvorschriften für die Branche, die dem Ziel des Verbraucherschutzes dienen sollen, haben in Teilen des Marktes geradezu kuriose Folgen: Beratung muss in Form und Inhalt zunächst der Finanzaufsicht genügen. Ob sie zum Kunden passt, hat einen nachgeordneten Stellenwert. Das sind die zentralen Ergebnisse des diesjährigen Fuchsbriefe-Reports.

"In vielen Banken hat der Sachbearbeiter den Anlageberater abgelöst. Kunden kommen sich vor wie auf dem Einwohnermeldeamt", kommentiert Ralf Vielhaber, Chefredakteur des Fuchsbriefe-Verlages, der die Studie gemeinsam mit dem Institut für Qualitätssicherung und Prüfung von Finanzdienstleistungen (IQF) und dem Risikoanalysespezialisten Quanvest herausgab. IQF-Chef Jörg Richter: "Die Beratung Vermögender lässt sich nicht mit dem Anlagegeschäft in der Zweigstelle vergleichen. Viele staatliche Regulierungsanforderungen sind für das Private Banking kontraproduktiv. Sie gehen zu Lasten der Beratungsqualität. Hier gibt es Korrekturbedarf."

"Wir sehen wenig Innovation in der Produktauswahl"
Auch Christian Libor, Gründer und Geschäftsführer von Quanvest, findet in Bezug auf diese Entwicklung recht deutliche Worte: "Obwohl das aktive Portfolio-Management kaum reguliert ist, sahen wir wenig Innovation in der Produktauswahl. Die Häuser verweisen häufig auf Niedrigstverzinsung und 'financial repression', so als würde dies genügen, die schlechte Portfoliorendite vorab zu rechtfertigen. Die meisten Berater unternehmen keinen Versuch ihre Portfolios auf neue Situationen an den Kapitalmärkten zu optimieren."

Genossenschafts- und Landesbanken auf der Überholspur
Auch in Österreich und der Schweiz gebe es ähnliche Tendenzen, allerdings nicht so ausgeprägt wie am deutschen Markt. Vor allem mittelgroße Banken und ganzheitlich orientierte Vermögensverwalter liefern den Studienautoren zufolge noch hochwertige und individuelle Beratung. Auffällig sei der deutliche Qualitätszuwachs bei den Private-Banking-Zentralinstituten des
Genossenschafts- und Sparkassensektors und das hohe Beratungsniveau einiger Landesbanken. Dies dürfe aber nicht automatisch auf den Genossenschafts- und Sparkassensektor insgesamt übertragen werden, heißt es. (dw)


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