Die 15. Ausgabe des "Expected Returns"-Reports, die Robeco am Dienstag (16.9.) vorgelegt hat, trägt mit Verweis auf die Historie den Titel "Die fragile Renaissance". Dies soll das widersprüchliche wirtschaftliche Umfeld der kommenden fünf Jahre beschreiben, in dem technologische Durchbrüche – vor allem in der künstlichen Intelligenz (KI) – mit strukturellen makroökonomischen Herausforderungen und geopolitischer Unsicherheit einhergehen, wie der niederländische Fondsanbieter in einer Pressemitteilung erklärt.

Robeco zeichnet in seinem Mehr-Jahres-Ausblick eine Welt, in der sich KI-Systeme schnell weiterentwickeln. Allerdings würden deren transformative Auswirkungen durch begrenzte Energieverfügbarkeit, inkohärente Politik und geopolitische Fragmentierung behindert. "In der Publikation wird das Konzept des 'digitalen Da Vinci' dargelegt und aufgezeigt, wie KI-Agenten gut aufgestellt sind, um die Produktivität zu revolutionieren, auch wenn ein schwieriges Makroumfeld ihr volles Potenzial bremst", heißt es in der Mitteilung.

"Fragile Renaissance": Politik und Populismus dämpfen Anlegervertrauen
Im Basis-Szenario mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 50 Prozent geht Robeco von moderatem globalen Wachstum aus, wobei das reale Bruttoinlandsprodukt in den USA jährlich um 2,1 Prozent steigen werde. Eurozone, Japan und die Schwellenländer dürften ihre relative Wachstumsposition dagegen verbessern. Für die Industrieländer wird im Schnitt eine Inflation von 2,5 Prozent prognostiziert, die USA dürften wegen geringerer Einwanderung und steigender Zölle mit 2,75 Prozent leicht darüber liegen. Trotz des technologischen Fortschritts rechnet Robeco damit, dass inkohärente Politik und Populismus das Anlegervertrauen und die Kapitalströme dämpfen.

Euro-Anlegern winken im Aktienbereich die höchsten Renditen mit Titeln von Unternehmen aus den Emerging Markets, im Anleihenbereich sind ebenfalls mit Papieren aus den aufstrebenden Ländern die größten Erträge drin. Aber auch für Aktien aus anderen Regionen sowie Anleihen von anderen Emittenten werden Renditen prognostiziert, die teils deutlich über der erwarteten Inflation liegen.


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Dem Bullen-Szenario – mit "Die strahlende Renaissance" überschrieben – gibt Robeco nur eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 15 Prozent. "In diesem optimistischen Szenario beschleunigt sich der Einsatz von KI in allen Branchen, wodurch Produktivitätshindernisse beseitigt und ein zeitgleicher globaler Aufschwung begünstigt wird", erläutern die Strategen. Die Inflation bleibe auf dem angestrebten Niveau, und die geopolitischen Spannungen ließen nach, wodurch die Globalisierung wieder belebt werden könnte. "Das Wachstum des realen BIP könnte das Trendniveau übersteigen, und es würden sich auf breiter Basis Anlagechancen ergeben", heißt es.

"Strahlende Renaissance" – oder doch eher "maßloser Verfall"?
Dem steht das Bären-Szenario mit der Überschrift "Der maßlose Verfall" gegenüber – und einer Eintrittswahrscheinlichkeit von immerhin 35 Prozent. "Dieses Szenario sieht einen Zusammenbruch der globalen wirtschaftlichen Institutionen und Grundsätze vor", so die Experten. Die inkohärente US-Politik untergrabe die Dominanz des Dollar und führe zu Stagflation und fiskalpolitischer Dominanz. "Handelskriege und geopolitische Instabilität führen dazu, dass die Friedensdividende durch eine Sicherheitsprämie ersetzt wird und die Unabhängigkeit der Zentralbanken ausgehöhlt wird", schreiben die Robeco-Strategen. (ohm)