Hat das klassische 60/40-Portfolio ausgedient?
Die lange bewährte Aufteilung auf Aktien und Anleihen hat in diesem Jahr heftige Verluste gebracht. Robin Beugels von Merck Finck glaubt dennoch weiter an das 60/40-Konzept – wenn an den richtigen Stellschrauben gedreht wird.
Wenn der Aktienmarkt nachgibt, sollen Anleihen eigentlich Stabilität geben. Lange galt ein Portfolio, das zu 60 Prozent in Aktien und 40 Prozent in Anleihen investiert, deshalb als sinnvolle Orientierung für Anleger. "Seit Jahresbeginn hat der Klassiker ein Minus von über 20 Prozent eingebracht – und damit beinahe so hohe Verluste wie der breite Aktienmarkt", sagt Robin Beugels, Leiter Investment Management bei der Privatbank Merck Finck. Das gilt für derlei Mischportfolios in Deutschland ebenso wie in den USA.
"Die Rendite des US-amerikanischen 60/40-Portfolios ist die schlechteste Wertentwicklung eines solchen Portfolios seit über 75 Jahren", so Beugels. Es liege nahe, dies mit dem ungewöhnlichen makro- und geldpolitischen Umfeld zu begründen. Aber: "In insgesamt 17 Jahren mit einer negativen Performance des US-Aktienmarktes hat das 60/40-Portfolio nur in vier Fällen eine positive Rendite eingebracht." Immerhin habe das Mischportfolio in jedem einzelnen Jahr mit Wertverlusten am Aktienmarkt eine bessere Entwicklung gezeigt als der Aktienmarkt, wenn auch zum Teil nur unwesentlich. "Ausgedient hat das klassische 60/40-Portfolio also noch nicht", meint Beugels.
Mehr Diversifikation und Liquidität
Er sieht aber vier Stellschrauben für eine "Verjüngungskur" des Konzepts. Erstens empfiehlt er, breiter zu diversifizieren. "Nur Aktien und Staatsanleihen einer Region zu kombinieren, bringt noch keine ausreichende Diversifikation." Stattdessen sollten Anleger in verschiedene Währungen und alternative Anlagen wie Gold und Immobilien investieren. "Auch regional sollte breiter gestreut werden", rät er. Zweitens fordert er Mut zu höheren Liquiditätspositionen, dabei seien sogar Währungsgewinne möglich.
Drittens rät Beugels zu mehr Flexibilität. "Starre Allokationen können in turbulenten Marktphasen die Verluste erhöhen", meint er. "Sich selbst einen ausreichenden Spielraum für taktische Veränderungen im Portfolio einzuräumen, kann entscheidend sein, um die schlimmsten Verluste zu vermeiden und interessante Chancen frühzeitig zu nutzen." Viertens verweist er auf die Bedeutung des regelmäßigen Rebalancings, vor allem auch in Phasen größerer Schwankungen an den Kapitalmärkten. "Eine regelmäßige Wiederherstellung der Zielgewichtungen führt automatisch zu einem antizyklischen Handeln." (fp)
Kommentare
Ist der Satz falsch geschrieben?
Antworten„In insgesamt 17 Jahren mit einer negativen Performance des US-Aktienmarktes hat das 60/40-Portfolio nur in vier Fällen eine positive Rendite eingebracht.“ die Aussage macht in dem Kontext keinen Sinn. Sollte es heißen „nur in vier Fällen eine negative Rendite“?
schutzwürdig am 22.11.22 um 18:37