Hedgefonds-Star Griffin: "Cash halten wäre am besten gewesen"
Nach der Entspannung im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit ziehen die Märkte an. Citadel-Chef Ken Griffin zeigt sich dennoch selbstkritisch: Eine Bargeldreserve wäre wohl klüger gewesen. Warum er trotz Marktaufschwung warnt – und was Trump und Chip-Exporte damit zu tun haben.
Während die Märkte nach einem vorläufigen Waffenstillstand im Handelskonflikt zwischen den USA und China kräftig zulegten, zog Ken Griffin, Gründer des US-Finanzdienstleisters Citadel, eine nüchterne Bilanz des zurückliegenden Monats. Im Interview mit "Bloomberg" räumte der Hedgefonds-Milliardär ein, dass Zurückhaltung womöglich klüger gewesen wäre.
US-Handelspolitik verunsichert Anleger
"Es war eine wirklich schwierige Zeit für Fundamentalinvestoren, weil ein Großteil des Wertes der Unternehmen, in die wir investieren, von der sich sehr schnell ändernden Politik Washingtons diktiert wird", sagte der 56-Jährige.
Seiner Einschätzung nach wäre es im Rückblick "vielleicht am besten gewesen, Cash zu halten, um die Situation zu meistern". Doch das widerspreche dem Selbstverständnis seiner Firma: "Das steht so sehr im Gegensatz zu unserer Kultur, immer in der Offensive zu sein und immer nach Wegen zu suchen, um auf den Märkten Werte zu schaffen."
Börsenrally nach Deal: S&P 500 und Nasdaq legen deutlich zu
Nach der überraschenden Einigung zwischen Washington und Peking, einen Großteil der gegenseitigen neuen Zölle vorerst auszusetzen, reagierten die Märkte erleichtert. Der S&P 500 legte am Montag (12.5.) um 3,3 Prozent zu – das stärkste Tagesplus seit über einem Monat. Der Nasdaq 100 stieg sogar um vier Prozent. Damit wurden die zuvor durch Trumps sogenannte "Liberation Day"-Maßnahmen ausgelösten Verluste weitgehend ausgeglichen.
Noch Anfang April hatte Trump eine globale Mindestabgabe von zehn Prozent auf Importe angekündigt. China war besonders stark betroffen: Die effektive Belastung chinesischer Waren kletterte auf insgesamt 145 Prozent. Das führte nicht nur zu Kursverlusten bei Aktien, sondern auch zu einem Höhenflug beim Goldpreis.
Kritik an Zollpolitik – Lob für US-Finanzminister Bessent
Griffin hatte die Zölle bereits zuvor scharf kritisiert und sie als "regressive Steuer" bezeichnet, die insbesondere die amerikanische Arbeiterklasse belaste. Gegenüber "Bloomberg" äußerte er zudem, dass die Republikaner für diese Politik bei den Midterms einen hohen Preis bezahlen könnten.
Lob hatte er hingegen für Finanzminister Scott Bessent übrig, der in Griffins Augen "eine wesentliche Verbesserung der bilateralen Handelsbedingungen zwischen den beiden Ländern ausgehandelt hat, verglichen mit dem Stand von vor ein paar Tagen". Dennoch stünden weitere Gespräche bevor.
Trump lockert Exportregeln für KI-Chips – Tech-Aktien im Aufwind
Parallel dazu kündigte Trump eine Lockerung von KI-Chip-Beschränkungen an, die noch aus Bidens Amtszeit stammen. Ziel sei es, die internationalen Handelsbarrieren für Halbleiter zu lockern – ein Schritt, der bei Tech-Konzernen und ausländischen Regierungen auf Zustimmung stieß. Chip-Aktien reagierten prompt mit deutlichen Kursgewinnen.
Weiterhin offen ist die Frage, ob die USA künftig den Zugang Chinas zu amerikanischen Halbleitertechnologien wieder erleichtern werden – ein potenziell heikler Punkt in den weiterhin angespannten Beziehungen. "Das ist eine wirklich interessante und laufende Debatte", sagte Griffin. (mb/Bloomberg)