Die neue Woche beginnt für Anleger mit Gegenwind: Nach der Herabstufung der US-Staatsanleihen durch Moody's geraten amerikanische Wertpapiere unter Druck. Die Rendite 30-jähriger US-Treasuries stieg am Montag (19.5.) zeitweise auf die psychologisch wichtige Fünf-Prozent-Marke. Parallel dazu signalisieren Futures einen schwachen Handelsstart: Der S&P-500-Future lag zuletzt rund ein Prozent im Minus.

USA verlieren auch letzte Top-Bonität
Am Freitag entzog Moody's den Vereinigten Staaten ihre letzte verbleibende Spitzenbewertung Aaa und senkte das Rating auf Aa1. Zur Begründung nannte die Ratingagentur die steigende Staatsverschuldung und die zunehmenden Zinskosten. Bereits vor über einem Jahr hatte Moody's den Ausblick auf "negativ" gesetzt – nach der aktuellen Herabstufung liegt dieser nun bei "stabil".

"Wir erkennen zwar die bedeutenden wirtschaftlichen und finanziellen Stärken der USA an, glauben jedoch, dass diese den Rückgang der fiskalischen Kennzahlen nicht mehr vollständig ausgleichen können", heißt es von Moody's.

Heftige Kritik aus dem Weißen Haus
Die Reaktion aus Washington folgte prompt: Steven Cheung, Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, kritisierte die Entscheidung in sozialen Medien scharf – und griff dabei Moody's-Ökonom Mark Zandi persönlich an. Zandi ist allerdings Chefökonom des separat vom Rating-Bereich agierenden Analysegeschäfts von Moody's.

Auch S&P und Fitch stuften die USA herab
Moody's ist nicht die erste Agentur, die das Vertrauen in die USA infrage stellt. Standard & Poor's entzog den USA bereits 2011 das Top-Rating – mit der Begründung, Amerikas politische Entscheidungsprozesse seien "weniger stabil, weniger effektiv und weniger vorhersehbar" geworden.

Fitch folgte 2023 mit dem Verweis auf eine "fiskalische Verschlechterung", eine "hohe und wachsende Schuldenlast" sowie eine Erosion der Regierungsführung. Beide Herabstufungen führten zu spürbaren Turbulenzen an den Finanzmärkten.

Moody's-Urteil schürt neue Unsicherheiten
Auch diesmal könnten die Auswirkungen weitreichend sein. Beobachter erwarten, dass die Abstufung das Vertrauen in US-Staatsanleihen weiter untergräbt – besonders vor dem Hintergrund aktueller Debatten über Steuersenkungen und ungeklärter Zollfragen im Außenhandel.

"Die Herabstufung der US-Staatsanleihen kommt angesichts der anhaltenden ungedeckten fiskalischen Großzügigkeit, die sich nur noch beschleunigen dürfte, nicht überraschend“, kommentierte Max Gokhman, stellvertretender Investmentchef bei Franklin Templeton Investment Solutions.

Risiko für Dollar und US-Aktien steigt
Gokhman warnt zudem vor steigenden Kosten für den Schuldendienst: "Die Kosten für den Schuldendienst werden weiter steigen, da große staatliche und institutionelle Anleger allmählich beginnen, von US-Treasuries in andere sichere Anlagen umzuschichten."

Die Folgen könnten markant sein. "Dies kann leider zu einer gefährlichen Aufwärtsspirale der US-Renditen führen", warnte Gokhman. "Es kann den Druck auf den Dollar weiter erhöhen und die Attraktivität von US-Aktien verringern." (mb/Bloomberg)