Der dänische Private-Markets-Anbieter Nordic Investment Opportunities (NIO) wurde 2018 gegründet. Mit bisher 16 Fonds bietet NIO institutionellen und vermögenden Privatkunden Zugang zu Private Equity, Private Real Estate und Private Debt. Inzwischen hat NIO rund 2,3 Milliarden Euro under Management. FONDS professionell ONLINE sprach mit Ulla Agesen, Leiterin Infrastruktur bei NIO Partners, über Unterschiede zwischen Private und Public Markets.


Frau Agesen, was sind die Hauptunterschiede zwischen Infrastrukturinvestitionen auf Public Markets versus Private Markets?

Ulla Agesen: Der Hauptunterschied besteht – wie bei allen Private gegenüber Public Investments – darin, dass Unternehmen im Private Market einen viel längeren Zeithorizont für Geschäftspläne und Wachstum haben, da sie sich nicht auf den nächsten Quartalsgewinn konzentrieren müssen. Außerdem haben nicht-börsennotierte Unternehmen in der Regel einen oder nur wenige Mehrheitseigentümer, was es viel einfacher macht, die notwendigen Veränderungen in einem Unternehmen voranzutreiben. Ebenfalls wichtig: Die öffentliche Infrastruktur beschränkt sich größtenteils auf die Bereiche Energie, Versorgung und bis zu einem gewissen Grad Verkehr. Dagegen ist private Infrastruktur viel breiter aufgestellt: Sie umfasst sowohl Energie, Versorgung und Verkehr als auch Datenzentren, Glasfasernetze, bestimmte Kliniken, Abfallentsorgung und anderes mehr. Allen diesen Bereichen gemeinsam ist, dass sie für die Gesellschaft unverzichtbar sind, dass es sich um Sachwerte handelt und dass sie oft monopolistische Merkmale aufweisen.

Wie stellt sich der Unterschied zwischen Public und Private Markets im Hinblick auf die Inflation dar?

Agesen: Dies wird von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein, aber börsennotierte Energieunternehmen haben zum Beispiel eine höhere Korrelation mit dem Energiepreis im Allgemeinen, was zu einem volatileren Aktienkurs führt. Energieunternehmen auf dem Private Market haben oft langfristige Abnahmeverträge mit Inflationsbindung, was zu einem sehr stabilen Cashflow führt.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in Bezug auf den Lebenszyklus eines Unternehmens?

Agesen: Die wichtigste Besonderheit ist – wie bei allen Private-Market-Investments – die Illiquidität. Deshalb erfordern diese Investments einen langen Anlagehorizont. Da Infrastruktur-Assets auf den Private Markets in Bezug auf die verschiedenen Sektoren viel breiter gefächert sind, können Investoren sich an den wichtigsten Megatrends beteiligen, einschließlich Dekarbonisierung, Energiewende, Digitalisierung und Demografie. Außerdem gibt es auf den Private Markets ein viel breiteres Universum, das alle Unternehmensgrößen abdeckt: von ganz Kleinen – typischerweise mit der Absicht, eine Plattform aufzubauen – bis hin zu sehr Großen.

Was sind die unterschiedlichen Werttreiber für Infrastrukturinvestitionen auf dem Private Market im Vergleich zum Public Market?

Agesen: In vielen Infrastrukturunternehmen auf dem Private Market kann ein Mehrheitseigentümer die Ausrichtung des Unternehmens klar vorgeben, Systeme optimieren und zusätzliche Akquisitionen vorantreiben.

Es heißt, dass Infrastrukturinvestitionen auf Private Markets weniger volatil sind. Aber stimmt das, oder sehen die Anleger das einfach nicht?

Agesen: Das stimmt sehr wohl. Private Markets werden nicht täglich gehandelt, sodass keine tägliche Preisfeststellung stattfindet. Auch die in der Regel langfristig abgeschlossenen Verträge spielen hier eine Rolle.

Infrastrukturprojekte erfüllen in der Regel öffentliche Aufgaben und werden eher subventioniert, als dass sie Rendite abwerfen. Woher kommt die "Selbstverständlichkeit", dass mit Infrastruktur eine überdurchschnittliche Performance erzielt werden könne?

Agesen: Einige Infrastrukturprojekte werden subventioniert, aber bei Weitem nicht alle – zum Beispiel Rechenzentren in der Regel nicht. Infrastruktur wird grundsätzlich als unverzichtbar für die Gesellschaft angesehen. Investoren können mit ihrem Betrieb eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen. Die Anlageklasse ist von Natur aus defensiv, was zu starken risikobereinigten Renditen führt, und der Mehrwert ergibt sich hauptsächlich daraus, dass der Eigentümer sich auf die Optimierung des Geschäfts konzentriert, ehrgeizige Wachstumsziele setzt, Prozesse, Verfahren und Systeme aktualisiert und sicherstellt, dass das Unternehmen über ein für diese Aufgabe geeignetes Managementteam verfügt.

Was ist von der Tatsache zu halten, dass langfristige Vermögenswerte in liquiden Mänteln verpackt werden, seien es ETFs, offene Infrastrukturfonds oder Evergreen-ELTIFs?

Agesen: Der positive Aspekt ist, dass Infrastruktur-Investments in derartigen Mänteln für Privatanleger leichter zugänglich sind. Trotzdem muss von Fall zu Fall bewertet werden, wie die Liquidität gehandhabt wird. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass es einen Preis hat, illiquide Anlagen liquide zu machen.

Vielen Dank für das Gespräch. (tw)


Zu unterschiedlichen Chancen/Risiken-Profilen von Infrastruktur-Investments in den öffentlichen und in den privaten Kapitalmärkten, zu ihrer Transparenz und den jeweiligen Anforderungen ans Management befragte FONDS professionell einige weitere Experten. Lesen Sie deren Einschätzungen in der aktuellen Ausgabe 1/2025 ab Seite 230 oder – wenn Sie angemeldeter Nutzer sind – auch hier im E-Magazin.