Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) ändert ihre Kapitalmarktstrategie und startet defensiver ins Jahr 2025: Deutschlands größte genossenschaftliche Primärbank senkt den Aktienanteil in ihrer Vermögensverwaltung von "neutral" auf "untergewichtet". Gleichzeitig werden Renten "übergewichtet".

"Die Luft für Aktien wird im kommenden Jahr dünner und die Risikoprämie weniger attraktiv", sagt Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer der Apobank. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben zwar für eine stabile Gewinnentwicklung intakt. Doch die Risiken haben zugenommen." Diese resultierten aus Unwägbarkeiten der Politik und den hohen Aktienbewertungen, die mit einem überdurchschnittlich optimistischen Bild vieler Investoren einhergingen. "Unsere Einschätzung, dass die Notenbanken schneller als von den Märkten erwartet ihre Leitzinsen senken, prägt unser positives Bild auf Staatsanleihen", so Pfingsten. "Wir erhöhen deshalb unsere Investitionsquote bei Renten."

"Die USA stechen erneut hervor"
Die Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft bleiben der Apobank zufolge grundsätzlich weiterhin günstig für die Entwicklung der internationalen Finanzmärkte. Die im Zuge der Corona-Pandemie und des Russland-Ukraine-Kriegs kräftig gestiegenen Inflationsraten seien weltweit weiter auf dem Rückzug und in manchen Fällen bereits wieder auf ähnlich niedrigen Niveaus wie vor fünf Jahren. Vor diesem Hintergrund erwartet die Bank 2025 erneut ein solides globales Wachstum oberhalb des sogenannten Wachstumspotenzials von rund zweieinhalb Prozent. "Dabei stechen erneut die USA hervor", betont das Düsseldorfer Institut in einer Pressemitteilung. "Die größte Volkswirtschaft der Welt wird das dritte Jahr in Folge schneller wachsen als alle anderen großen Industrieländer und wird die durchschnittliche Wachstumserwartung der Analysten deutlich übertreffen."

Die wirtschaftspolitische Agenda des neuen Präsidenten Trump stelle im Hinblick auf das US-Wachstum keinen "Game Changer" dar. Die restriktivere Handelspolitik werde sich über den privaten Konsum zwar etwas negativ auf das Wachstum auswirken, doch die geplanten Erleichterungen bei der Einkommen- und Unternehmenssteuer werden einen positiven Wachstumsimpuls setzen, meinen die Anlagestrategen der Apobank.

Deutschland zwischen geringem Wachstum und Mini-Rezession
Die deutsche Wirtschaft dagegen werde ihren Negativtrend fortsetzen und das durchschnittliche Wachstum im Euroraum auch 2025 bremsen. "Das deutsche Wachstumspotenzial wird weiter schrumpfen, und die staatliche Ausgabenpolitik wird aufgrund der in der Verfassung verankerten Schuldenbremse nur in geringem Maße eine antizyklische Konjunkturpolitik zulassen", erwartet die Bank. Unterm Strich rechnen die Volkswirte des Instituts für Deutschland wie in den beiden Jahren zuvor mit einer Gratwanderung zwischen geringem Wachstum und Mini-Rezession. Von der neuen Bundesregierung erwarten sie kurzfristig keine großen Impulse für das Wirtschaftswachstum. "Die fiskalischen Spielräume bleiben begrenzt, und mögliche Lockerungen werden ohnehin nicht vor der zweiten Jahreshälfte kommen", so die Bank. (fp)