Obwohl EZB-Chef Mario Draghi mit seiner Entscheidung für Enttäuschung bei den Investoren und somit für deutliche Abwärtsbewegungen an den Börsen gesorgt hat, bleiben europäische Werte trotzdem als Anlage unverzichtbar, meint der Vermögensverwalter und Fondsmanager Jens Erhardt.

Der renommierte Kapitalmarktexperte will zurzeit nicht ausschließen, dass es dem EZB-Präsident noch gelingt, die Zinsen auch in Italien und Spanien auf unter ein Prozent zu senken. "Während Irland aktuell mit einem Rekordwachstum von 6,7 Prozent glänzt, braucht Frankreich weiteren monetären Anschub, und trotz leichter Besserung braucht auch Italien weitere finanzielle Stimulierung", so Erhardt. Der bei einigen italienischen Banken zu beobachtende Anstieg der faulen Kredite werde inzwischen sogar als Zeichen der Besserung gewertet, weil diese Banken sich jetzt stark genug fühlen, die "wahren" Zahlen für ihre faulen Kredite auf den Tisch zu legen. "Die Zinsen dürften demnach weiter sinken und somit die positive Entwicklung deutscher beziehungsweise europäischer Aktien trotz des teils zu beobachtenden markttechnischen Überoptimismus begünstigen", schlussfolgert Erhardt.

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Dividendentitel aus Europa besser als US-Aktien
Fundamental dürften sich die Unternehmensgewinne 2016 stärker verbessern, als bei dem bisher etwas enttäuschenden Anstieg für 2015, der auf 7 Prozent geschätzt wird, zu beobachten sei. "Grund dafür ist, dass viele Unternehmen ihre Dollarumsätze zu früh gehedged haben und so der Währungs-Gewinnschub erst 2016 voll einsetzen wird", ist sich Erhardt sicher. US-Werte leiden dagegen zunehmend unter der starken Währung – und das nicht nur im Export. "Auch die wachsende, billigere Konkurrenz aus dem Ausland trägt durch Importe dazu bei. Abgesehen von Japan steigen nirgendwo die Unternehmensgewinne vergleichbar stark wie in Europa", fasst Erhardt zusammen.

Die durchschnittlichen europäischen Gewinnbewertungen seien im internationalen Vergleich nicht zu hoch, und die Gewinnaussichten verbesserten sich genauso wie die europäischen Konjunktur-Frühindikatoren. Ergo: "Es spricht also vorläufig vieles für europäische Aktien." (ps)