Jens Ehrhardt, Gründer des Vermögensverwalters DJE Kapital, blickt verhalten optimistisch ins Jahr 2016. Er hält steigende Aktienkurse für durchaus wahrscheinlich, warnt aber vor drohendem Störfeuer etwa aus den USA.

Der miese Start ins Börsenjahr hat selbst Ehrhardt überrascht. "Ich blicke inzwischen auf eine 47-jährige Praxis an den Finanzmärkten zurück, aber das war der schlechteste Januar, den ich gesehen habe", sagte er am Donnerstag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim.

Der Starmanager hat zwei "Hauptübeltäter" ausgemacht, wie er es nannte: Zum einen den starken US-Dollar, der die Weltkonjunktur belaste, und zum anderen die langfristige Zinsentwicklung. Die Politik des billigen Geldes habe zu massiven Fehlinvestitionen geführt, wie sich nun mit Blick auf die hohen Überkapazitäten in der Ölproduktion zeige. "Die Notenbank wollte die Inflation ankurbeln und hat damit eine Deflation erreicht", sagte Ehrhardt. Immerhin handele es um eine "gute" Deflation, bei der die Preise nicht wegen der fehlenden Nachfrage fielen, sondern aufgrund des zu hohen Angebots.

US-Zinsschritt ein "falsches Signal"
Trotz seiner grundsätzlichen Kritik an der Nullzinspolitik hält Ehrhardt den jüngsten Zinsschritt der US-Notenbank Fed für verfrüht. Er verwies auf die sinkende US-Industrieproduktion und die schlechten Frühindikatoren, die auf eine Konjunkturabkühlung hinwiesen. "Die Zinsanhebung war nicht dramatisch, aber das falsche Signal", sagte er. "Die Amerikaner betreiben ein gefährliches Spiel."

2016 könne nur dann ein gutes Börsenjahr werden, wenn der Dollar nicht weiter steige, so Ehrhardt. Daher hofft er, dass sich die Fed mit weiteren Zinsschritten zurückhält. Als "größte Gefahr" bezeichnete er jedoch eine mögliche Pleite Russlands, die bei einem weiter fallenden Ölpreis drohen könne. China bereitet ihm dagegen kaum Sorgen. Eine große Gefahr für die Weltkonjunktur stellt die Volksrepublik seiner Meinung nach jedenfalls nicht da.

Mit Blick auf den deutschen Aktienmarkt zeigte sich Ehrhardt "sehr zuversichtlich, dass der Dax am Jahresende höher notieren wird als jetzt". Als Indikator für ein Kursplus dient ihm zum Beispiel die Geldmenge M1, die in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen ist. Ehrhardts Fazit: "Per Saldo ist das Chance-Risiko-Verhältnis an den Aktienmärkten gar nicht so schlecht." (bm)