J.P. Morgan AM: Was jetzt für Dividendenaktien spricht
Die Notenbanken stemmen sich mit Zinserhöhungen gegen die Inflation, eine Rezession droht. Ein Umfeld, in dem einiges für Dividendenaktien spricht, meinen die Investmentstrategen von J.P. Morgan Asset Management.
Rund um den Globus zeigen sich die Zentralbanken entschlossen, die Inflation zu bekämpfen – selbst um den Preis einer Rezession. Dieses Umfeld ist für die Aktienmärkte schwierig. "Der Konjunkturhimmel verdüstert sich zunehmend: Die Rezessionsgefahr ist aufgrund der erhöhten Inflation, dramatisch angewachsener Energiekosten und der steigenden Zinsen real", erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management.
Für Aktieninvestoren sei es in diesem Umfeld sinnvoll, auf Aktiensegmente zu setzen, die sich in der Vergangenheit als resistenter als andere erwiesen hätten. Dazu zählt Galler vor allem auch Dividendenstrategien. Gleich drei Gründe sprächen aktuell für sie: Widerstandsfähigkeit bei Rezessionen, Inflationsschutz und Bewertung.
Dividenden stabiler als Gewinne
Vor Rezessionen dreht die Wertentwicklung von Aktien nach Analyse des Market Insights Teams rund um Galler häufig ins Negative: "Der Gewinn pro Aktie sinkt, da Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben einschränken. Die Gewinnspannen sinken, und die Unternehmen versuchen, mit Kostenkürzungen wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen jedoch, dass Dividenden unter dem Druck einer Rezession stabiler bleiben als die Gewinne", so der Ökonom.
Unternehmen mit hohen Ausschüttungen kürzten nur ungern ihre Dividende, selbst bei sinkenden Gewinnen, weil die Reaktion der Investoren auf eine Kürzung meist sehr negativ sei. Infolgedessen stiegen die Ausschüttungsquoten – also das Verhältnis der Dividenden zu den Gewinnen – in Rezessionszeiten sogar tendenziell an.
Niedrige Ausschüttungsquoten
"Während wir uns wohl dem Beginn einer neuen Rezession nähern, ist es bemerkenswert, dass die Ausschüttungsquoten derzeit auf einem besonders niedrigen Niveau liegen. Der Puffer, bevor sich die Unternehmen zu einer Dividendenkürzung entschließen, ist deshalb aktuell besonders hoch. Unternehmen, denen es gelingt, unter schwierigen Umständen eine stabile oder sogar steigende Dividende zu zahlen, legen in Rezessionszeiten in der Regel eine bessere Wertentwicklung vor", erläutert Galler.
Normalerweise gingen Rezessionsphasen mit einer sehr niedrigen Inflation einher, was dieses Mal allerdings nicht der Fall sei. Die Energiekrise und die Covid-bedingte super-expansive Fiskalpolitik hätten die Gefahr einer Stagflation erhöht. "Eine derartige wirtschaftliche Situation gab es zuletzt in den 1970er Jahren. Doch Inflation ist nicht immer schädlich für die Rentabilität von Unternehmen, etwa wenn sie ein Zeichen für eine robuste Wirtschaft ist", sagt der Investmentstratege.
Große Preissetzungsmacht
Komme es zu einem extremen Anstieg der Inflation wie derzeit, leide die Ertragslage. "Viele Unternehmen mit konstant hohen Dividendenzahlungen haben allerdings im Allgemeinen den Vorteil, dass die Nachfrage nach ihren Waren und Dienstleistungen relativ unelastisch ist, was ein hohes Maß an Preissetzungsmacht verleiht. In Zeiten hoher Inflation hat das den Vorteil, dass sie höhere Preise leichter weitergeben können. Wenn es zu einer Rezession kommt, können sie ihre Verkaufspreise beibehalten, ohne dass die Nachfrage zu sehr leidet. Das Ergebnis sind robustere Cashflows selbst während einer Stagflation", erklärt Galler.
Nicht zuletzt seien die Bewertungen von globalen dividendenstarken Unternehmen im historischen Kontext weiterhin günstig. "Auch im Hinblick auf das neue Zinsumfeld sind Dividendenaktien attraktiver geworden. Bei steigenden Zinsen verändern sich gerade die Bewertungen der Wachstumswerte signifikant. Denn diese beruhen oft auf Gewinnen, die in der Zukunft liegen. Bei steigenden Zinsen werden diese aber stärker diskontiert und verlieren an Wert: Aktien mit hoher Ausschüttung sind von dieser Entwicklung weniger stark betroffen", so der Kapitalmarktexperte. (fp)