Kaldemorgen: "Es gibt definitiv keine Tech-Blase"
Tech-Aktien wie Amazon und Co. haben im vergangenen Jahr gigantische Wertzuwächse verzeichnet. DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen glaubt nicht an eine Blase, rechnet aber damit, dass die Kursdynamik bei Technologiewerten im Jahresverlauf abnimmt.
Das Jahr 2020 war ein schlussendlich zufriedenstellendes Börsenjahr. Zu den großen Gewinnern zählen Technologiekonzerne, deren Aktien seit vergangenem März überproportional hohe Kursgewinne verzeichnen. Viele Marktbeobachter warnen davor, dass sich bei Tech-Aktien inzwischen eine Bewertungsblase gebildet hat. DWS-Starmanager Klaus Kaldemorgen hält solche Sorgen für grundlos: "Die Firmen sind nicht überbewertet, sondern einfach extrem profitabel", sagt er im Interview mit dem "Handelsblatt". Und bekräftigt: "Es ist definitiv keine Blase." Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) seien Tech-Aktien heute sogar 70 Prozent billiger als um die Jahrtausendwende, als der Sektor bei Anlegern ähnlich heiß begehrt war wie jetzt.
Trotz positiver Gewinnaussichten sollten Anleger von Technologiewerten aber nicht mehr zu viel erwarten, mahnt der renommierte Fondsprofi. Die Corona-Krise respektive die zahlreichen behördlich verordneten Lockdowns, die Trends wie Homeoffice und Onlineshopping begünstigten, habe den Titeln einen zusätzlichen Schub verschafft. "Dieser Einmaleffekt wird sich in diesem Jahr nicht wiederholen", prognostiziert Kaldemorgen. Den Verliereraktien des vergangenen Jahres traut der DWS-Altstar dagegen mehr zu, erwartet etwa eine Renaissance zyklischer Einzeltitel aus den Bereichen Chemie, Roh- und Baustoffe sowie Automobile. Dort können Anleger in der kommenden Zeit mit höheren Renditen rechnen als bei Tech-Werten, sagt er.
Comeback der Inflation
Für das laufende Jahr erwartet der Fondsmanager einen deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise. Wenn sich die Konjunktur erhole, müsse auch die Teuerung steigen, betont er im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Für Sparer wäre das eine schlechte Nachricht – für die Zentralbanken dagegen eine gute: "Schließlich ist Geldentwertung der einfachste Weg, um von den hohen Schuldenbergen, in realer Rechnung, runterzukommen", erklärt Kaldemorgen.
In seinem Absolute-Return-Fonds DWS Concept Kaldemorgen setzt der Anlageprofi momentan wegen der erhöhten Inflationsgefahr in geringem Umfang auf fallende Kurse bei US-Staatsanleihen. Generell können Bonds aber kaum noch einen positiven Beitrag zum Portfolio leisten, sagt er. Kaldemorgen betrachtet Aktien als alternativlos: "Wir denken gerade darüber nach, wie wir die Aktienquote anheben können, ohne das Risiko zu sehr zu erhöhen", sagt er im Interview mit der Wirtschaftszeitung. In Frage kämen dafür vor allem Titel von Unternehmen mit stabilem Geschäftsmodell und hoher Dividendenrendite, zum Beispiel europäische Netzbetreiber. So will Kaldemorgen nach einem leichten Verlust im vergangenen Jahr mit seinem Fonds wieder in die Gewinnzone kommen. (fp)