Als Reaktion auf die Äußerungen ihres tschechischen Amtskollegen Ales Michl, dass seine Institution die Angelegenheit prüfen werde, äußerte EZB-Chefin Christine Lagarde Zweifel an solchen Aussichten. Die Kryptowährung erfülle nicht die Kriterien, die von den Währungshütern der EZB oder anderer EU-Länder verlangt würden.

"Ich bin zuversichtlich, dass Bitcoins nicht in die Reserven einer der Zentralbanken des Erweiterten Rates" der EZB gelangen werden, sagte Lagarde vor Reportern in Frankfurt. Dem Erweiterten Rat gehören Vertreter aller Länder des Euro-Währungsgebiets und aller nicht zum Euro-Währungsgebiet gehörenden Länder der EU an.

Sie sprach nach einer Entscheidung der Währungshüter, die Zinsen zu senken – und deutete an, dass das Thema nicht nur in ihren Sitzungen in dieser Woche zur Sprache kam, sondern auch einen Meinungsaustausch mit Prag ausgelöst hat. Die Tschechische Republik ist zwar in der EU, aber nicht Mitglied der Eurozone. "Ich denke, dass im EZB-Rat und höchstwahrscheinlich auch im Erweiterten Rat die Ansicht herrscht, dass die Reserven liquide und sicher sein müssen, dass sie nicht unter dem Verdacht der Geldwäsche oder anderer krimineller Aktivitäten stehen dürfen", sagte Lagarde.

"Erst im Stadium der Analyse und Diskussion"
Michl sagte der "Financial Times" diese Woche, dass der Rat der tschechischen Nationalbank voraussichtlich einen Vorschlag zum Kauf von Bitcoin diskutieren wird und dass diese möglicherweise fünf Prozent der Reserven ausmachen könnten. Daraufhin gab er auf X bekannt, dass sich die Angelegenheit "erst im Stadium der Analyse und Diskussion" befinde, und am Donnerstag (30.1.) äußerte der tschechische Finanzminister "Bedenken" zu einem solchen Schritt.

"Ich hatte ein gutes Gespräch mit meinem Kollegen aus der Tschechischen Republik, und ich überlasse es ihm, welche Ankündigung er machen möchte", sagte Lagarde. "Aber ich bin zuversichtlich, dass er – wie wir alle – davon überzeugt ist, dass es notwendig ist, über liquide, sichere und geschützte Reserven zu verfügen."

Lagardes erneute Skepsis kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Bitcoin verstärkt unter die Lupe genommen wird. Als US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus einzog, erreichte Bitcoin einen Rekordwert. Trump hat eine sanftere Regulierung versprochen und die Idee einer strategischen nationalen Reserve für die Kryptowährung unterstützt. Die Möglichkeit, Bitcoin in die Zentralbankreserven aufzunehmen, wurde letzten Monat auch vom ehemaligen deutschen Finanzminister Christian Lindner (FDP) geäußert.

"Digitale Tulpen"
Zwei EZB-Mitarbeiter bezeichneten diese Aussicht in einem Artikel in der "FAZ" jedoch als "nicht überzeugend" und nannten die Volatilität des Instruments als potenzielle Gefahr für die Glaubwürdigkeit. Bundesbankpräsident Joachim Nagel lehnt Bitcoin und Co. als "digitale Tulpen" ab. "Währungsreserven müssen sicher, liquide und transparent sein", sagte er dem "Platow Brief". "Bitcoin ist nichts von alledem."

In der Schweiz haben Aktivisten mit einer Unterschriftensammlung begonnen, um einen Volksentscheid darüber zu erzwingen, ob die Schweizerische Nationalbank verpflichtet werden soll, Bitcoin zu ihren Reserven hinzuzufügen, so wie auch Goldbestände vorgeschrieben sind. Präsident Martin Schlegel tat Krypto-Assets im November als "Nischenphänomen" ab. (mb/Bloomberg)