Die gesamte Welt mit Zöllen zu überziehen, ist Teil der Taktik von US-Präsident Donald Trump. Dies sagte Lenny Fischer, der zusammen mit Ex-Bild-Chef Kai Diekmann und Volker Schilling von Greiff Capital den Zukunftsfonds ins Leben gerufen hat, bei einer Präsentation für Anleger. "Unverschämte Forderungen zu stellen, ist Teil der Verhandlungstaktik", sagte Fischer. "Damit fängt er von vorneherein an, dem Gegenüber die Bedingungen zu diktieren." Dies entspreche der Verhandlungsschule, mit der Trump groß geworden sei.

Einen gewissen Grunderfolg bescheinigt Fischer Trump bei seinem Vorgehen. Nachdem dieser etwa gegenüber Europa Zölle von über 20 Prozent ankündigte, dann für 90 Tage aussetzte, blieb noch ein "Grundzoll" von zehn Prozent – "und alle waren erleichtert", so Fischer. "Trumps Verhandlungstaktik besteht darin, Grenzen zu überschreiten", so der einstige Manager von BHF Kleinwort Benson. "Das ist schon ein Fehler, dass wir uns darüber aufregen", meinte Fischer. "Damit fallen wir darauf herein."

"Er neigt dazu, zu überziehen"
Trumps Wendungen im weiteren Verlauf seien "kein Einknicken, sondern elementarer Teil der Taktik", betonte Fischer. "Der Lauf eines Hasen ist geradlinig im Vergleich zu Trump." Einen wirklichen Handelskrieg wolle der US-Präsident seiner Einschätzung nach aber nicht heraufbeschwören. "Ich glaube nicht, dass er so weit geht. Er will einen Deal machen", meinte Fischer. "Aber er neigt dazu, zu überziehen." Dies würden die Pleiten zeigen, die Trump als Geschäftsmann erlitten habe. Gerade bei Trump könne man alles nicht völlig ausschließen. "Das ist das Risiko, vor dem wir stehen."

Zudem sei unklar, ob sich China auf einen Deal mit Trump einlasse. Doch auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping habe viel zu verlieren. Die Volksrepublik ringe etwa immer noch mit ungelösten Problemen am Immobilienmarkt. "Xi wird grundsätzlich einen Deal eingehen wollen", sagte Fischer. "Aber es ist auch gut möglich, dass beide sich in ihre nationalistische Ecke zurückziehen."

"Effizienz-Fetischismus"
Trump und seine Truppe würden wiederum bei ihren Aktionen einkalkulieren, dass sich das Wirtschaftswachstum 2025 abschwächt, die Aktienmärkte fallen und die Inflation steigt. 2026 werde die Wirtschaft dann, dank Steuersenkungen und Deregulierung, wieder durchstarten, so das Kalkül. "Dieses Szenario preisen im Grunde auch die Aktienmärkte ein", meinte der ehemalige Banker. Denn wenn die Marktteilnehmer mit einer Eskalation rechnen würden, müssten Aktien "noch weiter fallen". Fischer zeigte sich zudem erstaunt darüber, dass die Kurse nach Trumps Wahl kletterten, "denn er hatte genau das angekündigt, was er nun umsetzt", merkte Fischer an.

Einige Themen, die Trump adressiere, würden jedoch unabhängig von dessen Präsidentschaft bestehen bleiben. So habe die Volksrepublik China einen enormen Handelsüberschuss gegenüber dem Rest der Welt aufgebaut. Die globalen Lieferketten wiederum seien im Zuge eines "Effizienz-Fetischismus" so konzentriert worden, dass einzelne Ausfälle die weltweite Produktion lahmlegen können, wie etwa die Engpässe bei Medikamenten gezeigt hätten. "Die Firmen haben das begriffen und lenken um", berichtete Fischer.

"Notwendige Entwicklung wird zur Farce"
Auch die Rolle des US-Dollar als Reservewährung der Welt stehe vor dem Abstieg. Was als Ersatz einspringe, sei hingegen unklar. Letztlich blieben nur Gold und Kryptowährungen. "Wir werden uns darauf einstellen müssen", sagte Fischer. Trump beschleunige lediglich Entwicklungen, die letztendlich unaufhaltsam seien. Das eigentlich Kritikwürdige an Trump sei aber, dass er wie ein Brandbeschleuniger agiere. "Eine an sich notwendige Entwicklung macht Trump zu einer Farce", meinte Fischer. 

Den Zukunftsfonds sahen Fischer und Schilling wiederum auf Kurs. Nach dem Corona-Einbruch, dem russischen Einmarsch in der Ukraine und nunmehr dem Trump-Crash habe das Team bewiesen, dass es mit Krisen umgehen könne. Der Zukunftsfonds habe sich als Stabilisator für ein Portfolio bewährt. Das Versprechen, das Vermögen der Menschen zu bewahren, sei gehalten worden, so Co-Initiator Schilling. (ert)