Die Fondsgesellschaft Loys sieht gute Anlagechancen bei Aktien von kleineren Unternehmen. Ufuk Boydak, Vorstandsvorsitzender des in Frankfurt ansässigen Vermögensverwalters, begründet seine Sicht vor allem mit dem auch wissenschaftlich fundierten Size-Effekt, der besagt, dass die Aktienrenditen abhängig von der Größe der betrachteten Unternehmen sind. Dabei gelte grob: je kleiner, desto ertragreicher. Oder anders formuliert: Small Caps erzielen über lange Zeiträume hinweg tendenziell höhere risikoadjustierte Renditen als Large Caps.

Boydak führt in einem Marktkommentar aus, dass in der vergangenen Dekade bis April 2024 Large Caps deutlich besser als Small Caps abschnitten. Schätzungen zufolge lag die kumulierte Renditedifferenz bei über 100 Prozentpunkten. "Dies ist vor allem auf die außergewöhnliche Performance einiger weniger, sehr großer Technologieunternehmen zurückzuführen", so Boydak. Während Large Caps auch stark von Kapitalzuflüssen in passive Investments profitierten, blieben viele Small Caps hinter der allgemeinen Marktentwicklung zurück. "Das ist jedoch untypisch und hat ihre Bewertung auf ein historisch niedriges Niveau gedrückt", sagt der Investmentexperte. 

Deutlicher Bewertungsabschlag
Aktuell würden Small Caps daher im Vergleich zu Large Caps mit einem deutlichen Bewertungsabschlag gehandelt. Kennzahlen wie das Kurs-Buchwert- und das Kurs-Gewinn-Verhältnis deuteten darauf hin, dass die Differenz größer sei als in den meisten Zeiträumen der vergangenen 20 Jahre. "Doch jetzt zeigen sich erste Anzeichen einer Kapitalrotation", so Boydak. "Historisch setzten Small Caps immer dann zur Aufholjagd an, wenn sich etwa extreme Marktkonzentrationen auflösten." Tatsächlich habe sich die Konzentration im S&P 500 zuletzt auf einem außergewöhnlich hohen Niveau zugespitzt: Die zehn größten Aktien machten zeitweise rund ein Drittel des Indexgewichts aus, während die 100 größten Titel für über 70 Prozent des Index standen. "Eine derart hohe Konzentration war in der Vergangenheit oft ein Vorbote für Marktverschiebungen", so Boydak.

Im Russell 2000 hingegen machen die Top-Ten-Aktien lediglich drei Prozent des gesamten Indexgewichts aus, und die 100 größten Titel haben nur einen Anteil von 22 Prozent. "Das bedeutet eine wesentlich breitere Diversifikation der Renditequellen und eine geringere Abhängigkeit von wenigen Einzeltiteln", erklärt der Loys-Chef. "So ist zum einen der Gesamtmarkt der Small Caps historisch günstig bewertet, vor allem aber bieten viele hochprofitable, bilanziell solide und stark wachsende Unternehmen aktuell attraktive Einstiegsmöglichkeiten." Viele dieser Unternehmen seien in den vergangenen Jahren trotz robuster Fundamentaldaten massiv abgestraft worden und wiesen nun eine außergewöhnlich günstige risikoadjustierte Renditeerwartung auf.

Positive politische Pläne
Neben der historischen Unterbewertung liefern Boydak zufolge auch aktuelle Markt- und Konjunkturdaten Hinweise auf eine Rückkehr des Size-Effekts. So stehen Small Caps beim erwarteten Gewinnwachstum vor Large Caps, während ihre Bewertungen gleichzeitig auf mehrjährigen Tiefstständen liegen. "Dazu kommen makroökonomische Rahmenbedingungen", sagt Boydak. "Geplante fiskalpolitische Maßnahmen in den USA und teilweise auch in Europa – Steuersenkungen, Deregulierung und erhöhte Infrastrukturausgaben – könnten insbesondere kleineren Unternehmen zugutekommen." (fp)