Mainsky AM: Aktien sind nicht mehr alternativlos
Die anhaltende Inflation zwingt Zentralbanken weltweit zum Handeln. Eine restriktivere Geldpolitik könnte die Aktienmärkte zusätzlich belasten, sagt Vermögensverwalter Eckhard Schulte.
Die weltweiten Aktienmärkte geraten zunehmend unter Druck, warnt Eckhard Schulte, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Mainsky Asset Management. Gründe sind aus seiner Sicht die restriktivere Geldpolitik der Notenbanken, der Verlust an Kaufkraft und hohe Inflationsraten. Zusammen mit mageren Wachstums- und Gewinnaussichten von Unternehmen werde all dies die Aktienmärkte weiter ausbremsen. Insbesondere in den USA seien Aktien "recht teuer" und ihre Risikoprämien "gegenüber den Rentenmärkten sehr niedrig", argumentiert er. Hinzu kommen Lieferengpässe, der Angriff Russlands auf die Ukraine und Wachstumsrisiken in China. "Aus dem "Sweet Spot" am Aktienmarkt ist ein "Sour Spot" geworden", folgert Schulte.
Zentralbanken weltweit müssen angesichts der hohen Inflationsraten ihre Geldpolitik restriktiver gestalten. Das werde Investitionen unattraktiver machen und die Nachfrage dämpfen, so Schulte. Das Problem aus Sicht des Experten: Die aktuelle Inflation ist nicht nachfragegetrieben, sondern hat ihre Ursache auf der Angebotsseite und resultiert zum Beispiel aus Lieferengpässen. Zinserhöhungen werden also "nur zum Preis einer deutlich schwächeren Nachfrage und einer Wachstumsabschwächung" möglich sein, erklärt Schulte. Daraufhin sei eine Rezession die logische Konsequenz, die sich dann auch negativ an den Aktienmärkten bemerkbar machen wird. Mit Blick auf den US-Markt sagt Schulte: "Zehnjährige US-Staatsanleihen mit knapp drei Prozent Rendite werden zunehmend zu einer Alternative."
Erste Zinsschritte der Zentralbanken
In den USA hat die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) ihre Zinsen bereits im März leicht erhöht. Nun dürfte schon im Mai eine Erhöhung um 50 Basispunkte folgen, sodass die Zinsen mit weiteren Zinsschritten bis Ende des Jahres auf 2,5 Prozent steigen werden, erwartet Schulte. In Europa ist die Lage anders: Der Nachfrageüberhang ist geringer als in den USA, der Konsum hat sich noch nicht von der Pandemie erholt. Eine Zinserhöhung hierzulande geht deshalb mit dem Risiko von Stagflation einher, bei der die Wirtschaft nicht mehr wächst und gleichzeitig Inflation herrscht. Dennoch geht Schulte davon aus, dass die europäische Zentralbank (EZB) im dritten Quartal den ersten Zinsschritt gehen wird. (fp)