Die Reaktion der Geld- und Fiskalpolitik auf die Coronakrise war fast so heftig wie die Krise selbst. Die Zinsen in den Industriestaaten liegen seit den massiven finanziellen Hilfspaketen auf einem Rekordtief nahe oder sogar unter null. "Für die kommenden Jahre preist der Markt keine Änderung dieses Status Quo ein", sagt Adolf Rosenstock, volkswirtschaftlicher Berater bei Mainsky Asset Management (Mainsky AM). Er geht davon aus, dass die Inflation ebenfalls auf ihrem aktuellen Tief verharrt. Der Grund: Die krisenbedingte Produktionslücke wird sich nur langsam schließen. Auch die hohe Arbeitslosigkeit spricht nicht für anziehende Verbraucherpreise.

Die anhaltende Zinsflaute im Zuge der Covid-19-Pandemie könnte bewirken, was die Zentralbanken trotz ihrer ultralockeren Geldpolitik in der vergangenen Dekade nicht geschafft haben: Sie könnte dazu führen, dass Anleger aus Anleihen aussteigen und ihr Kapital in andere Anlageklassen umschichten, sagt Rosenstock. "Mit dem jetzigen Zinsausblick war die Motivation hierfür noch nie so hoch und global so präsent", betont der Mainsky-Experte. Er ist sich sicher: "Die Koordinaten für jeden Portfoliomix wurden nachhaltig zugunsten anderer Anlagen verschoben."

Kehrt die Inflation bald zurück?
Von den anhaltend tiefen Zinsen dürften vor allem Sachwerte profitieren. "Die Nachfrage nach Aktien, Immobilien, Edelmetallen und anderen Sachwerten sollte noch lange auf hohem Niveau bleiben", so Rosenstock. Ein Pluspunkt dieser Investments, neben ihrem Renditepotenzial im Zinstief: Zieht die Inflation doch wieder an, haben Anleger mit Aktien, Immobilien und Co. einen natürlichen Inflationsschutz im Depot. 

Auch wenn die Teuerung zurückkommt, dürften die Notenbanken nicht von ihrem Kurs abweichen und die Leitzinsen mithin unangetastet lassen, prophezeit Rosenstock. "Offiziell können sie darauf verweisen, dass nach Jahren der Inflation unter der Zielrate eine kongruente Überschreitung nur eine Lücke füllt", sagt er. "Genauso wie nach dem Zweiten Weltkrieg könnte so der staatliche und auch private Schuldenberg allmählich abgetragen werden, ohne dabei die Konjunktur abzubremsen." (fp)