Der Kandidat für den CDU-Parteivorsitz Friedrich Merz hat mit seinem Vorschlag einer steuerlich begünstigten aktienbasierten Altersvorsorge weithin Skepsis hervorgerufen. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil bezeichnet die Idee als "milliardenschweren Gefallen für Reiche und vor allem für seine Kollegen bei Blackrock", berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ). Fabio De Masi, Finanzexperte der Partei "Die Linken", poltert: Aktien "aus Steuermitteln subventionieren zu wollen, zeugt von einer billigen Schnorrer-Mentalität der Blackrock-Gruftis". Der scheidende Finanzexperte der Grünen-Fraktion Gerhard Schick hält die Grundidee, die Altersvorsorge stärker über produktives Kapital zu organisieren laut Berliner "Tagesspiegel" zwar für begrüßenswert. Allerdings fehle es nicht an steuerlicher Förderung, sondern an einem guten und einfachen Angebot, bei dem "nicht Banken und Versicherungen die Hand" aufhielten.

Selbst in den eigenen Reihen stößt Merz‘ Vorschlag auf Kritik. Der Arbeitnehmerflügel der CDU fordert eine Stärkung der gesetzlichen Rente statt Steuer-Vorteile für Kapitalanleger. Die FDP indes unterstützt den Vorstoß: "Den Gedanken von Friedrich Merz, die Aktienkultur in Deutschland zu stärken, teile ich“, ließ Parteichef Christian Lindner auf Twitter wissen, um hinzuzufügen: "Aber warum so kompliziert?"

Auch Wirtschaftswissenschaftler reagieren skeptisch auf Merz‘ Vorstoß. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Michael Hüther, sieht keinen Grund, bestimmte Anlageformen steuerlich zu begünstigen. "Keine neue Förderung, sondern bestehende Systeme überprüfen", forderte Hüther gegenüber der "Rhein-Neckar-Zeitung" mit Blick auf die ebenfalls steuerlich geförderte und oft kritisierte Riester- und Rürup-Rente.

Merz ist seiner Zeit voraus
Lobende Worte kommen dagegen von der wichtigsten Fonds-Lobbyorganisation, dem Branchenverband BVI. "Eine Förderung in der steuerlichen Variante: Warum nicht", so eine BVI-Sprecherin zur FAZ. Die Sprecherin geht allerdings nicht davon aus, dass sich Merz‘ Vorschlag in die Tat umsetzen lässt. Die Politik sei noch nicht so weit, Aktien zu fördern und hinzunehmen, dass Arbeitnehmer die Risiken der Altersvorsorge allein trügen, sagte sie der Zeitung. (fp/ps)