Das Jahr 2022 stand wahrlich nicht im Zeichen der europäischen Nebenwerte. Satte 22 Prozent verloren Small und Mid Caps bis Ende November im Schnitt. Aktien großer Unternehmen hingegen büßten lediglich rund 4,4 Prozent ein. Inflation, Rezession und steigende Zinsen ließen Investoren risikoaverser werden. Daher nahmen sie von den weniger liquiden Nebenwerten Abstand. Doch 2023 könnte sich der Wind drehen, glauben die Investmentexperten von Metzler Asset Management (Metzler AM).

Zum einen zeigten Daten aus den USA, dass Rezessionen immer Chancen bieten, günstig in Nebenwerte zu investieren. "Darüber hinaus ist die Bewertung von europäischen Small und Mid Caps wieder attraktiver geworden", schreiben Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler AM, sowie die Portfoliomanager Lorenzo Carcano und Nedialko Nedialkov in ihrem gemeinsamen Marktbericht. Die Nebenwerte handelten nun mit einem Abschlag gegenüber dem Durchschnitt ihrer eigenen Historie und auch gegenüber der durchschnittlichen relativen Bewertung zu Large Caps. Dies gelte sowohl auf Basis des Kurs-Gewinn- Verhältnisses als auch auf Basis des Kurs-Buchwert- Verhältnisses.

Sehr große Titel-Auswahl
Die Experten führen auch strukturelle Gründe für eine mögliche Outperformance von Small und Mid Caps ins Feld. "Was generell für eine Investition in Nebenwerte über den Zyklus spricht, ist die sehr große Auswahl an interessanten Titeln", schreiben die Autoren. Über 90 Prozent der europäischen Unternehmen zählten zu dieser Kategorie. Dabei seien viele davon in ihren jeweiligen Nischen Weltmarktführer und erzielten ein überdurchschnittliches Wachstum. 

Hinzu kommt, dass Gründer und Manager häufig selbst große Anteile an ihren Firmen halten und Geschäftsstrategien daher meist langfristig ausgerichtet sind. "Die Unternehmen glänzen zudem durch ihre hohe Innovationskraft, die es ihnen ermöglicht, Veränderungen in einer dynamischen Welt schnell umzusetzen", finden die Investmentprofis von Metzler AM. Die innovativen Technologien der auch als "Hidden Champions" bezeichneten Firmen entwickelten sich nicht selten zu Exportschlagern. Das wiederum ermögliche eine internationale Expansion. 

Nur selten unter Beobachtung
"Bei Nebenwerten bestehen darüber hinaus häufig signifikante Informationsineffizienzen, da diese Unternehmen nur bei wenigen Aktienanalysten auf der Coverage-Liste stehen", schreiben Walk, Carcano und Nedialkov. Das eröffne fundamental und langfristig orientierten Anlegern die Chance, frühzeitig die Gewinner von morgen zu identifizieren und diese in ihrer Entwicklung zu begleiten. (am)