Die Coronakrise hat die Industrieländer in eine tiefe Rezession gestürzt: Niemals zuvor ging das Wirtschaftswachstum so schnell so stark zurück wie im vergangenen Jahr. Wer nun aber glaubt, dass die Krise ebenso schnell wieder überstanden sein wird, dürfte enttäuscht werden. "Zu glauben, dass es nach einem Augenzwinkern einfach vorbei ist, finde ich gewagt. Die Krise wird länger dauern, als wir glauben", sagt Klaus Wellershoff im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ).

Der Ökonom geht davon aus, dass die Wirtschaft erst 2022 wieder nachhaltig auf ihren alten Wachstumspfad zurückkehren wird. Die Bewertungen an den Aktien- und Anleihemärkten hält er vor diesem Hintergrund für sehr optimistisch. Das Potential für Kursgewinne sei nach oben beschränkt. "Zumindest für den Moment haben wir das Beste bereits hinter uns", sagt Wellershoff. 

Überhitzung bleibt unwahrscheinlich
Sollte sich die Wirtschaft in ein bis zwei Jahren wieder stabilisieren, dürften die Zinsen steigen – und damit der Druck auf Aktien- und Anleihekurse. Einige Experten befürchten sogar, dass die Notenbanken die Zinsen abrupt erhöhen müssen, was zu breiten Kursstürzen führen könnte.
 
Wellershoff hält ein solches Szenario aber für unwahrscheinlich. "Historisch ist es bei großen Konjunktureinbrüchen praktisch immer so gewesen, dass auf eine Rezession einige Quartale mit sehr positivem Wirtschaftswachstum folgten, aber das mittel- bis langfristige Trendwachstum eher tiefer ausfiel", sagt er. Eine schneller Überhitzung der Wirtschaft wäre sehr ungewöhnlich. (fp)