Zahlreiche Wirtschaftsexperten warnen davor, Geschäfte und Gaststätten in der Bundesrepublik bis zum Frühsommer geschlossen zu lassen – selbst wenn es bis dahin keinen Durchbruch in der Behandlung von Corona-Patienten gibt. Das zeigt das jüngste Ökonomen-Panel des Münchner Ifo-Instituts und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). An der Umfrage haben 155 Volkswirte teilgenommen. 77 von ihnen meinen, dass der Shutdown nach einigen Wochen beendet werden sollte, weil sonst die Wirtschaft zu stark leidet. Im Schnitt befürworten sie ein Ende der Maßnahmen nach acht Wochen.

Im Mittel gehen die befragten Ökonomen davon aus, dass Deutschland den Shutdown maximal elf Wochen lang verkraften würde. Danach würden die Risiken überhand nehmen. Die Wirtschaft in der Bundesrepublik könnte zusammenbrechen. Nur 47 Umfrageteilnehmer rieten dazu, die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung erst dann aufzuheben, wenn die medizinische Versorgung für alle Bundesbürger umfassend sichergestellt ist. Viele Befragte wiesen jedoch darauf hin, dass es sich bei der Abwägung zwischen Wirtschaftsstabilität und bestmöglicher medizinischer Versorgung um einen ethischen Zielkonflikt handelt.

Notenbank trifft auf Skepsis
Einzelne Teilnehmer des Panels fanden extrem kritische Worte für den Shutdown. Insgesamt begrüßen aber zwei Drittel der Teilnehmer die Anti-Virus-Maßnahmen der Bundesregierung. Als wichtigste wirtschaftspolitische Maßnahmen betrachten sie nach eigenen Angaben das Kurzarbeitergeld, gefolgt von staatlichen Bürgschaften für Unternehmenskredite. 

Über die Schritte der Europäischen Zentralbank (EZB) in der Corona-Krise sind die befragten Ökonomen dagegen geteilter Meinung. 48 Prozent begrüßen das neue, umfangreiche Anleihekaufprogramm der Notenbank, 20 Prozent sind dagegen. In Bezug auf Corona-Bonds ist das Stimmungsbild ebenfalls geteilt. 46 Prozent der Volkswirte fänden solche gemeinsamen Euro-Anleihen gut, 43 Prozent lehnen sie ab. (fp)