Die Schwellenländer erlebten derzeit ein stilles Comeback, schreibt Ernest Yeung, Portfoliomanager für Emerging Markets bei T. Rowe Price, in einem aktuellen Marktkommentar. Einst seien sie die treibende Kraft hinter dem globalen Wachstum während des Superzyklus in China gewesen, doch in den vergangenen zehn Jahren seien die Allokationen in Schwellenländern dramatisch geschrumpft.

"Viele globale Portfolios sind nach wie vor um sieben bis acht Prozent untergewichtet, sodass bei anhaltender Dynamik Raum für erhebliche Zuflüsse besteht. Selbst eine teilweise Neugewichtung könnte zu bedeutenden Performancegewinnen führen", meint Yeung.

Rückenwind durch schwachen Dollar
Aufgrund von Ängsten rund um Zölle und Geopolitik würden die tatsächlichen Auswirkungen auf die Emerging-Markets-Volkswirtschaften oft überschätzt, so der Experte. Vietnam und die Philippinen beispielsweise gelten als handelsabhängig, doch ihr Wachstum werde weitgehend vom Binnenkonsum getragen. Und chinesische Exporteure hätten sich schnell angepasst, indem sie ihre Lieferketten umgeleitet und ihre Exportvolumina aufrechterhalten haben.

Die Devisenmärkte versprechen zudem Rückenwind. Historisch gesehen entwickelten sich Vermögenswerte aus Schwellenländern in Zeiten eines schwachen US-Dollar überdurchschnittlich gut. Da Ökonomen einen mehrjährigen Soft-Dollar-Zyklus prognostizierten, könnten die Emerging Markets in eine neue Phase der Stärke eintreten. "Entwickelte Märkte wie Europa und Japan haben bereits reagiert; die Schwellenländer beginnen gerade erst aufzuholen", so Yeung.

Günstige Bewertungen
Ferner ergänzen die Bewertungen die Attraktivität, wie der Portfoliomanager erläutert: Aktien aus Schwellenländern verzeichneten im vergangenen Jahr ein Gewinnwachstum von über 20 Prozent, werden jedoch zu deutlich niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnissen als der S&P 500 gehandelt.

"Für Anleger, die sich vor überzogenen Bewertungen in den Industrieländern hüten, bieten Schwellenländer höheres Wachstum zu niedrigeren Preisen", so Yeung. "Sie sind unterbewertet, unterbesetzt und unterschätzt. Für Anleger, die bereit sind, über das Offensichtliche hinauszuschauen, bieten die Schwellenländer eine überzeugende Gelegenheit, Wachstum, Wert und Widerstandsfähigkeit wiederzuentdecken." (fp)