Während die US-Zölle weiterhin für Turbulenzen und Unsicherheit sorgen, bieten europäische Aktien nach Ansicht der Columbia-Threadneedle-Portfoliomanager Frederic Jeanmaire und Francis Ellison attraktive Anlagechancen. Dazu trage auch die Lockerung der Schuldenbremse in Deutschland bei. Den breiten Aktienmarkt würden die Experten aber nicht kaufen – sie raten vielmehr zu einem selektiven Ansatz.

Staatsinvestitionen geben Impuls
"Aktienauswahl ist entscheidend", lautet ihr Urteil. Sie suchen gezielt nach qualitativ hochwertigen Unternehmen mit starker Preissetzungsmacht, dauerhaften Wettbewerbsvorteilen und der Fähigkeit, nachhaltig Cashflows zu erwirtschaften. Diese könnten laut Jeanmaire und Ellison nicht nur von den makroökonomischen Veränderungen in Europa profitieren, sondern sich auch global behaupten – und langfristig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen.

"Europäische Aktien sind unbeliebt, werden zu wenig gehandelt und sind unterbewertet, bei einer gleichzeitig unterdurchschnittlichen Entwicklung im Vergleich zu ihren US-Pendants", so die Portfoliomanager. Doch die Rahmenbedingungen würden sich derzeit ändern: Die Herausforderungen in den USA – Zölle, politische Instabilität und überzogene Bewertungen – seien schon Grund genug, um Diversifizierung attraktiv zu machen.

Dazu kommen weitere Pull-Faktoren für Europa-Aktien: So stelle die Reform der Schuldenbremse einen wichtigen Wendepunkt dar. Ein beträchtlicher Teil der Investitionsausgaben werde in die europäische Wirtschaft fließen und könnte ein günstigeres Investitionsklima für die kommenden Jahre schaffen. Dementsprechend werden nach Meinung der Experten an deutschen Projekten beteiligte Titel aus den Bereichen Verteidigung, Infrastruktur und Industrie deutlich zulegen, während sich die Stimmung am Markt bereits jetzt erholt.

Nicht alle werden gewinnen
Andere Branchen wie die europäische Automobilindustrie sehen die Manager dagegen skeptischer. Auch aus diesem Grund raten sie von einem breiten Engagement am Gesamtmarkt ab, mit dem Anleger diese angeschlagenen Branchen potenziell zu hoch gewichten würden. (jh)