Apollo Global Management, eines der größten Private-Equity-Unternehmen der Welt mit Hauptsitz in New York, blickt so zuversichtlich auf Europa wie nie zuvor in den 20 Jahren seiner Investitionstätigkeit auf dem Kontinent. "Ich glaube, Europa ist aufgewacht und hat erkannt, dass es investieren muss", sagte Europa-Chef Robert Seminara am Dienstag (23.9.) auf der "Bloomberg"-Konferenz "Future of Finance" in Frankfurt.

Besonders hob er die deutsche Politik hervor: "Man sieht, dass die deutsche Regierung wirklich vorangeht, und es geht dabei nicht nur ums Geld – es ist die Haltung, es ist die Bereitschaft, privatem Kapital wirklich zu helfen, am Markt voranzukommen."

Milliardeninvestitionen in Infrastruktur und Energie
Als wichtigste Treiber für die nächste Investitionswelle nannte Seminara Verteidigung, Infrastruktur und die Energiewende. Apollo habe in Europa bereits knapp 50 Milliarden Dollar investiert. Dazu zählen ein 3,2-Milliarden-Euro-Deal mit RWE zum Netzausbau sowie eine Beteiligung an der Finanzierung des Atomkraftwerks Hinkley Point C über den französischen Energiekonzern EDF.

Im Zuge seiner Europa-Strategie baut Apollo seine Präsenz aus. Ein Büro in Zürich wurde bereits eröffnet, "in Kürze" soll auch ein Standort in Frankfurt folgen. Zentrale Basis bleibt der europäische Hauptsitz in London.

In Hype-Sektoren liegt der Fokus auf Zulieferern
Als Value-Investor hält sich Apollo von Aktien in Hype-Sektoren wie künstliche Intelligenz oder Rüstung fern. Stattdessen setzt das Unternehmen auf Zulieferer dieser Branchen. Beispiel: der Kühltechnikhersteller Kelvion, der nach einer Restrukturierung 2019 heute stark vom wachsenden Bedarf an Rechenzentren profitiert.

Seminara sieht Europa in der Pflicht: "Ich denke, Europa stand in Bezug auf die Denkweise der Investoren lange Zeit etwas im Hintergrund – und es liegt nun wirklich an den Deutschen und den Europäern im Allgemeinen, diese Chance zu nutzen." Gelinge das, könne man die Wirtschaft ankurbeln – dringend nötig, um aktuelle Probleme zu lösen. (mb/Bloomberg)