Schon seit geraumer Zeit wird die Investmentindustrie nicht müde, auf die Vorteile von Anlagen in private Vermögenswerte hinzuweisen. In der Regel ist dann von höheren, diversifizierten und stabilen Renditen die Rede, die sich nicht nur institutionelle Investoren, sondern zunehmend auch Privatanleger sichern sollten. Und das trotz nach wie vor bestehenden Problemen im Zusammenhang mit Liquidität, Komplexität, täglicher Preisgestaltung und Kosten.

Einen Wermutstropfen hat jetzt die "Financial Times" in die an sich schlüssig klingende Argumentation geträufelt. Demnach haben Private-Market-Fonds zum ersten Mal seit fast einem Vierteljahrhundert über die üblichen Zeithorizonte hinweg schlechter abgeschnitten als US-Large-Cap-Aktien. Die Zeitung weist darauf hin, dass der Private-Equity-Index von State Street, der die Renditen von Private-Equity-, Private-Debt- und Venture-Capital-Fonds abbildet, im vergangenen Jahr eine Rendite von lediglich 7,08 Prozent erzielt habe, dem stehe eine Gesamtrendite von 25,02 Prozent für den Blue-Chip-Index S&P 500 gegenüber.

Historisch schwach über diverse Zeiträume
Die Performance-Differenz zwischen beiden Indizes sei damit nicht nur eine der größten seit Beginn der Aufzeichnungen. 2024 gehe zudem auch in die Geschichte ein als das erste Kalenderjahr seit 2000, in dem der S&P 500 die Private-Market-Fonds auf Ein-, Drei-, Fünf- und Zehnjahresbasis übertroffen habe.

Es sei dabei vor allem die Schwäche im Bereich von Private-Equity-Transaktionen gewesen, die die Renditen des Privatmarkt-Sektors beeinträchtigt habe. "Der durchschnittliche Private-Equity-Manager hat in den letzten fünf Jahren eindeutig unter dem Wegfall der Vorteile von Hebeleffekten und Multiplikatoreffekten gelitten", wird Arjun Raghavan, CEO der in London ansässigen Partners Capital, zitiert, die im Auftrag ihrer Kunden in öffentliche wie auch private Märkte investiert.

Stark gestiegene Kreditkosten waren schuld
Die raschen Zinserhöhungen im Jahr 2022 zur Bekämpfung der Inflation hätten zu einer Kluft zwischen den Preisen geführt, die Käufer angesichts der stark gestiegenen Kreditkosten für Vermögenswerte zu zahlen bereit waren, und jenen, zu denen Verkäufer verkaufen wollten, erklärt die "Financial Times" weiter. Die daraus resultierenden fehlenden Ausstiegsmöglichkeiten hätten dazu geführt, dass gerade der Buyout-Sektor Schwierigkeiten hatte, Bargeld an seine Geldgeber auszuschütten.

Private Equity sei "keine monolithische Anlageklasse" und die "richtigen Manager" würden wahrscheinlich auch künftig besser abschneiden als börsennotierte Aktien, beruhigt Raghavan und fügt hinzu, dass die jüngsten Gewinne des S&P 500 von einer Handvoll Aktien getrieben wurden, deren Performance langfristig nicht nachhaltig sei. Dem pflichtet Ken Barry, Partner für Fusionen und Übernahmen bei der Anwaltskanzlei White & Case, bei: Man dürfe weiterhin darauf vertrauen, dass die besten Private-Equity-Firmen die öffentlichen Benchmarks übertreffen würden, da sie eine "geringere Korrelation mit der Volatilität der öffentlichen Märkte" aufweisen. (hh)