Ungeachtet weiter bestehender Risiken sehen institutionelle Investoren in den kommenden zwölf Monaten überwiegend Chancen für ihre Kapitalanlagen. Diesen Eindruck vermittelten die Teilnehmer der fünften Risikomanagement-Konferenz von Union Investment heute in Frankfurt. Im Rahmen einer tagesaktuellen Umfrage wurden die insgesamt 250 Gäste unter anderem nach ihrer Risikoeinschätzung für die kommenden zwölf Monate gefragt.

 

Mehrheit erwartet Rückfall in Rezession

Für 57,1 Prozent der Befragen, darunter 181 Vertreter von institutionellen Großanlegern wie Banken, Versicherungen oder Stiftungen mit einem Anlagevermögen von insgesamt rund 350 Mrd. Euro, bietet die künftige Lage an den Finanzmärkten vor allem Chancen für die Kapitalanlage. Lediglich 42,9 Prozent sehen überwiegend Risiken auf sich zukommen. Diese resultieren unter anderem aus dem Zustand der Weltwirtschaft. Die Mehrheit erwartet einen Rückfall in die Rezession. 51,2 halten einen Double-Dip für wahrscheinlich, während 48,8 Prozent die Wirtschaft auf einem anhaltenden Erholungskurs sehen.

 

Staatsverschuldung als größtes Risiko

Als größtes Risiko betrachteten die Gäste mit 55,2 Prozent die anhaltend hohe Staatsverschuldung. 17,1 Prozent erwarten neuen Risiken vor allem mit Blick auf die Entwicklung der Zinsen, 16,7 Prozent sind besorgt über die aktuellen Währungsturbulenzen. Das Entstehen einer Immobilienblase in China oder mögliche Kreditkartenausfälle in den USA stellen lediglich für 3,8 Prozent bzw. 2,4 Prozent der Großanleger ein signifikantes Risiko dar.

 

Aktienmärkte auf Jahressicht am aussichtsreichsten

Trotz dieser Einschätzung sind die institutionellen Anleger verhalten optimistisch, was ihre eigene Kapitalanlage angeht. Die größten Chancen rechnen sich die Profianleger auf Sicht der kommenden zwölf Monate an den Aktienmärkten aus. 62,4 Prozent erwarten von dieser Assetklasse einen Mehrwert für ihre Kapitalanlage. 16,3 Prozent sehen Chancen insbesondere bei Alternative Investments, 8,4 Prozent bei Immobilien und 6,9 Prozent bei Rentenanlagen. Der Geldmarkt stellt lediglich für 3,9 Prozent der Großanleger ein chancenreiches Segment dar.

 

Hintergrundinfos zur Risikomanagement-Konferenz

Die Risikomanagement-Konferenz von Union Investment versteht sich als Plattform für den Dialog zwischen Praxis und Wissenschaft im Bereich der institutionellen Vermögensverwaltung. "Der regelmäßige Austausch und die Vernetzung mit der Forschung ist vielen Investoren ein Bedürfnis, auf das wir mit unserer Konferenz reagieren", so Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment verantwortlich für das Geschäft mit institutionellen Kunden.

 

Im Fokus der diesjährigen Konferenz stand die Frage nach dem Nutzen der Diversifikation vor dem Hintergrund der Finanzkrise. Vorgestellt wurde hierzu eine aktuelle Studie von Professor Lutz Johanning von der WHU - Otto Beisheim School of Management, Vallendar zur Berücksichtigung und Nutzen der Diversifikation während der Finanzmarktkrise. Ergänzende Einsichten zum Thema vermittelte auch Gast-Redner Professor David Swensen in seinem Beitrag zur "Bedeutung der Diversifikation für ein gut strukturiertes Portfolio". Als Manager des Stiftungsvermögens der Yale Universität wurde Swensen vor allem für seine konsequente Umsetzung des Diversifikationsgedankens in seinem sogenannten "Yale-Modell" bekannt.

 

Zu den Top-Referenten der diesjährigen Risikomanagement-Konferenz zählte mit Kenneth Rogoff ein weiterer ausgewiesener Finanzexperte. Der jetzige Harvard Professor und ehemalige IWF-Chefökonom forscht seit Jahren zum Thema Finanzkrisen und befasste sich in seinem RedeBeitrag mit den verschiedenen Krisen zugrunde liegenden Mustern und deren Aussagekraft für die Einschätzung künftiger Extremrisiken. (ir)