Raus aus Deutschland: Was hinter Japans Bunds-Abverkauf steckt
Japanische Investoren haben im April so viele deutsche Staatsanleihen verkauft wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Hinter dem massiven Abfluss stehen Gewinnmitnahmen, ein starker Zinsanstieg – und Unsicherheit rund um Trump und die neue Fiskalpolitik in Berlin.
Japanische Investoren haben im April deutsche Staatsanleihen im Wert von 1,48 Billionen Yen (ca. 8,97 Mrd. Euro) verkauft – so viel wie seit 2014 nicht mehr. Das zeigen die aktuellen Zahlungsbilanzdaten des japanischen Finanzministeriums. Der Hintergrund: Der Markt erholte sich nach dem Abverkauf im März, was den Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen attraktiv machte.
"Die Renditen stiegen Anfang März so stark, dass viele japanische Anleger nicht mehr aus deutschen Anleihen aussteigen konnten", sagte Hideo Shimomura von Fivestar Asset Management. "Ich könnte mir vorstellen, dass die Überlegung war, das Engagement zu reduzieren, sobald die Renditen gesunken wären."
Zinsanstieg als Auslöser für Verkaufswelle
Anfang März hatte der Markt für deutsche Bundesanleihen angesichts der angekündigten Neuverschuldung für Verteidigung und Infrastruktur stark unter Druck gestanden. Innerhalb weniger Tage stiegen die Renditen zehnjähriger Bunds um 50 Basispunkte – ein seltener Sprung im Staatsanleihemarkt.
Laut Shimomura war die Renditebewegung so rasant, dass viele Investoren vorerst keine Gelegenheit zum Ausstieg fanden – bis sich die Lage im April wieder beruhigte.
Aprilwende durch geopolitische Verunsicherung
Der erneute Richtungswechsel im April wurde durch die von Donald Trump angekündigten Handelszölle ausgelöst. Diese führten zu einer Flucht in als sicher geltende Anlagen, wobei US-Staatsanleihen vorübergehend an Attraktivität verloren. Deutsche Bunds rückten dadurch wieder stärker ins Visier internationaler Anleger.
Insgesamt war Deutschland im April dennoch das am stärksten betroffene Land unter den zwölf von Japan erfassten Anleihemärkten. In den Bereich fallen dabei auch Schuldverschreibungen staatlicher Agenturen und der öffentlichen Hand auf lokaler Ebene.
Frankreich gekauft, USA verkauft – und Aktien im Fokus
Während deutsche und US-amerikanische Bonds verkauft wurden, flossen Gelder verstärkt nach Frankreich: 336 Milliarden Yen investierten japanische Anleger dort – mehr als in jedes andere Land. Auch europäische Aktien standen hoch im Kurs: Mit einem Rekordvolumen von einer Billion Yen stiegen die Käufe auf den höchsten Stand seit 2009.
Neue Chancen bei schwächeren Emittenten
Ein weiterer Trend: Anleger schichten verstärkt in Anleihen von Ländern mit ehemals schwächerem Rating um, deren Ausblick sich jedoch verbessert – darunter Italien und Griechenland. Diese Staaten versuchen derzeit, ihre Defizite zu senken, was das Vertrauen der Märkte stärkt. Der Renditeabstand zwischen deutschen und italienischen Bonds sank auf nur noch 90 Basispunkte – den niedrigsten Stand seit 2021.
Japans eigener Bondmarkt verliert an Attraktivität
Japanische Staatsanleihen schneiden international derzeit besonders schwach ab – vor allem Titel mit langer Laufzeit gelten als schwer vermittelbar. Die Bank of Japan reduziert ihre Anleihekäufe angesichts steigender Inflation, doch private Lebensversicherer, die traditionell als Käufer auftreten, füllen die entstehende Lücke bislang nicht. (mb/Bloomberg)