Ray Dalio warnt: Anleger ignorieren die wahren Risiken
Hedgefonds-Ikone Ray Dalio befürchtet einen fundamentalen Wandel globaler Ordnungen. Anleger fokussierten sich zu sehr auf Zölle und übersähen die tieferliegenden Risiken – mit potenziell drastischen Folgen für die Weltwirtschaft.
Nach Ansicht von Bridgewater-Gründer Ray Dalio konzentrieren sich Anleger zu sehr auf die aktuellen Zolldiskussionen – und übersehen dabei einen "einmaligen" Zusammenbruch der wichtigsten monetären, politischen und geopolitischen Ordnungen. Das erklärte der Milliardär in einem Beitrag auf der Plattform "X".
Diese zugrunde liegenden Entwicklungen würden zu wenig beachtet, so Dalio weiter. Wer sie ignoriere, laufe Gefahr, blind in die schwerwiegendsten Verwerfungen der kommenden Jahre zu steuern.
USA sind "süchtig nach Schulden"
Im Kontext der aktuellen US-Zollpolitik sieht Dalio tiefer liegende ökonomische Ursachen. Das Vorgehen von Präsident Donald Trump sei nicht losgelöst zu betrachten, sondern unter anderem auf eine übermäßige Verschuldung und das rasante Tempo neuer Kreditaufnahmen in den USA zurückzuführen.
Die Vereinigten Staaten seien "süchtig nach Schulden", um ihre überzogenen Ausgaben zu finanzieren, während Länder wie China "süchtig" danach seien, ihre Produkte an Schuldnerländer wie die USA zu verkaufen, schrieb Dalio.
"Großer Druck auf globale Ungleichgewichte"
Diese asymmetrischen Strukturen würden zunehmend unter Spannung geraten. "Es besteht ein großer Druck, diese Ungleichgewichte auf die eine oder andere Weise zu korrigieren – und dies wird die monetäre Ordnung grundlegend verändern", so Dalio.
In einer Welt, die sich von der Globalisierung entfernt, seien sowohl große Handels- als auch Kapitalungleichgewichte auf Dauer nicht tragbar. Besonders kritisch sei, dass zentrale Akteure einander nicht mehr vertrauen: Die USA hätten Sorge, von wichtigen Produkten abgeschnitten zu werden, während China fürchte, auf seinen Forderungen gegenüber amerikanischen Schuldnern sitzenzubleiben.
Werteverfall und politische Polarisierung
Dalio sieht zudem tiefgreifende gesellschaftliche Spannungen innerhalb einzelner Länder. Bildungsdefizite, ungleiche Lebenschancen, divergierende Einkommens- und Vermögensverhältnisse sowie auseinanderdriftende Wertvorstellungen würden zu einem Zerfall demokratischer Strukturen beitragen. In der Folge gewännen autokratische Führer an Einfluss.
Auch auf internationaler Ebene diagnostiziert Dalio eine tektonische Verschiebung. Die bisherige multilaterale, kooperative Weltordnung unter US-Führung weiche zunehmend einem unilateralen "America first"-Ansatz. Die Rolle der USA als stabilisierende Supermacht sei ins Wanken geraten. (mb/Bloomberg)