"Die Zeichen stehen auf Grün für Gold im Jahr 2025", meint Benjamin Louvet, Head of Commodities bei Ofi Invest Asset Management. Einer der Hauptgründe: "Die schiere Höhe der Staatsschulden vieler westlicher Volkswirtschaften, allen voran der USA, macht niedrige Leitzinsen notwendig", schreibt er in einem aktuellen Kommentar.

Louvet verweist auf die Kosten für den Schuldendienst in den USA, die sich schon heute auf über 1.100 Milliarden Dollar jährlich beliefen, mehr als vier Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2023. Da ein Drittel der US-Schulden in den nächsten drei Jahren umgeschuldet werden solle, könnten die Kosten für den Schuldendienst bald sogar fünf Prozent des BIP übersteigen. "Deshalb gehen wir davon aus, dass die Leitzinsen langfristig weiter gesenkt werden, auch wenn die protektionistischen Maßnahmen der Trump-Regierung kurzfristig den Druck auf die Inflation erhöhen könnten", prognostiziert Louvet.

Sinkende Zinsen sprechen für Gold
Seien die Zinsen niedrig, seien Anleihen aufgrund sinkender Renditen weniger attraktiv, weshalb Anleger vermehrt in Gold investierten. "In dem Maße, in dem die Zentralbanken ihre Zinsen senken, wird Gold also attraktiver. Historisch gesehen hat ein Rückgang der Realzinsen um ein Prozent den Goldpreis um durchschnittlich 22 Prozent steigen lassen", erläutert der Rohstoff-Experte.

Ein weiterer Faktor, der nach Louvets Einschätzung den Goldpreis stützten dürfte: Die Zentralbanken, allen voran die chinesische, hätten 2022 und 2023 Rekordmengen an Gold gekauft. Die Käufe insgesamt seien in der ersten Hälfte des laufenden Jahres fortgesetzt worden, auch wenn sich das Tempo verlangsamt habe. Im dritten Quartal 2024 zählten beispielsweise die Zentralbanken von Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik zu den Nettokäufern von Gold.

Misstrauen gegenüber dem US-Dollar
Auch die geopolitische Lage begünstige die Preisentwicklung von Gold, so Louvet. Die Entscheidung der amerikanischen Regierung, russische Vermögenswerte wegen der Invasion in der Ukraine einzufrieren, habe das Vertrauen in einigen Ländern erschüttert. "Demzufolge reduzieren Länder mit angespannten Beziehungen zu den USA ihre Dollar-Bestände, weil diese als Druckmittel gegen sie verwendet werden könnten, und stocken ihre Goldreserven auf. Die chinesische Zentralbank beispielsweise verkaufte in der ersten Jahreshälfte 2024 eine Rekordmenge an auf US-Dollar lautenden Vermögenswerten", erklärt der Rohstoff-Profi.

"Wir sind optimistisch für Gold eingestellt und halten einen Goldpreis zwischen 2.900 und 3.000 Dollar je Unze bis Ende nächsten Jahres für realistisch", stellt Louvet fest. "Denn die Schuldenprobleme und das aufkeimende Misstrauen gegenüber dem US-Dollar sind strukturelle Probleme, die sich langfristig auf die Goldpreisentwicklung positiv auswirken dürften." (aa)