Sowohl Anleihen als auch Aktien aus den Schwellenländern versprechen aktuell durchaus Rendite. Dieser Ansicht sind zumindest die Anlageexperten der zweitgrößten Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto und der Zürcher Kantonalbank. 

"Es gibt mehrere Gründe, warum wir glauben, dass Schwellenländeranleihen derzeit attraktiv erscheinen", sagt Enzo Puntilo, Leiter des Fixed-Income-Teams für Emerging Market Debt bei der Zürcher Kantonalbank. Die derzeitige wirtschaftliche Wachstumsdynamik in den Schwellenländern übertreffe die der Industriestaaten. Die Realzinsen in den Emerging Markets seien momentan sowohl absolut als auch relativ gesehen so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Alessandro Ghidini, Senior-Portfoliomanager bei Swisscanto, ist zudem der Ansicht, dass die Schwellenländer einen Trend zur Disinflation erleben, der stärker ausfällt als erwartet. "Die Zentralbanken in den Schwellenländern haben ihre Zinserhöhungszyklen früher eingeleitet und sind nun dabei, die Zinsen zu senken, was die Performance von Anleihen oft unterstützt", so Ghidini.

Flexibler Mix
Die Experten halten einen flexiblen, aktiven Mischungsansatz mit einer Auswahl aus dem gesamten Universum der Schwellenländerbonds für gut, der sowohl auf Hartwährungs- als auch auf Lokalwährungsanleihen abzielt. "Die Entscheidung zwischen Hart- und Lokalwährungsanleihen sollte auf Länderebene getroffen werden, um das Renditepotenzial deutlich zu erhöhen", erklärt Ghidini. Denn: Je nach Land gibt es bei den Anleihen durchaus Performanceunterschiede.

"Gegenwärtig glauben wir an eine Strategie, die US-Dollar-Anleihen von Ländern mit begrenzten Liquiditätsproblemen, einer positiven Handelsbilanz, robusten Fundamentaldaten und attraktiven Bewertungen bevorzugt", sagt Ghidini. "Bei Lokalwährungsanleihen liegt der Schwerpunkt auf Ländern, die unserer Einschätzung nach attraktive Bewertungen und solide oder sich verbessernde Außenhandelsbilanzen aufweisen", erläutert er. Dazu zählten etwa Indonesien, Brasilien und Südafrika. 

Auf den Vergleich kommt es an
"Ob Aktienanlagen in Schwellenländern attraktiv sind, hängt unserer Ansicht nach von ihren Risiko-Rendite-Eigenschaften im Vergleich zu anderen Anlagekategorien und insbesondere zu Aktien in Industrieländern ab", sagt Philipp Mettler, Senior-Portfoliomanager bei Swisscanto. Unter Schwellenländern verstehen er und seine Kollegen die Staaten, die im MSCI Emerging Markets Index vertreten sind. Dieser Index umfasst zwar 24 Länder. Die vier größten, also China, Indien, Taiwan und Südkorea, machen derzeit allerdings mehr als 70 Prozent des Marktwerts aus. "Ähnlich verhält es sich mit den entwickelten Märkten, für die wir den MSCI World Index als wichtigste Benchmark heranziehen", so Mettler. Dieser wird aktuell von den Vereinigten Staaten dominiert.

Ein Vorteil der Schwellenländer sei in der Vergangenheit ihr im Vergleich zu den Industriestaaten deutlich höheres Wirtschaftswachstum gewesen. Auch wenn die demografischen Faktoren nachlassen, könnten viele Länder in einem wirtschaftspolitisch günstigen Umfeld immer noch erhebliches Wachstumspotenzial bieten. Das überdurchschnittliche Wachstum der vergangenen zehn Jahre habe jedoch nicht dazu geführt, dass sich die Aktien der Schwellenländer im Vergleich zu denen der Industrieländer besser entwickelt haben. 

Wachstum und Qualität 
"Wachstum allein führt nicht automatisch zu einer besseren operativen Leistung und Aktienkursentwicklung", gibt Mettler zu bedenken. Kombiniert mit Qualität der Unternehmen könne Wachstum aber Werte schaffen, die sich im Laufe der Zeit positiv im Aktienkurs niederschlagen sollten. Unter Qualität versteht Mettler unter anderem eine Kapitalrendite über den Kapitalkosten. (am)