Starmanager Frank Fischer: Mit Prinzipientreue zu mehr Profit
Benjamin Graham gilt als Begründer des wertorientierten Investierens. Frank Fischer, Vorstand von Shareholder Value Management, wählt nach dessen Prinzipien Aktien für seinen Fonds aus. Beim FONDS professionell KONGRESS 2017 erklärte er, wie das funktioniert.
"The trend ist your friend", besagt eine Börsenweisheit. Frank Fischer, Portfoliomanager und Vorstand der Investmentgesellschaft Shareholder Value Management in Frankfurt, kümmert die allerdings wenig. Für ihn mag es wichtig sein, Trends zu erkennen, aber nur, um eben nicht auf diese aktuelle Entwicklungen zu setzen. Fischer erkennt Anlagechancen vielmehr dort, wo die breite Investmentgemeinde nicht hinschaut. Denn die Shareholder Value Management versteht sich als Value Investor mit dem Fokus auf Nebenwerten.
"In der Praxis ist Value Investing durch Warren Buffet berühmt geworden", sagte Fischer bei seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS 2017 im Mannheimer Rosengarten. "Der Begründer des wertorientierten Investierens ist jedoch Benjamin Graham. Bei ihm hat Buffett gelernt. Nicht von ungefähr bezeichnete er das 1949 erschienene Buch seines Lehrers 'The Intelligent Investor' als das beste Werk zum Thema Investieren überhaupt."
Vier strenge Prinzipien
Wenn Frank Fischer Aktien für seinen vermögensverwaltenden Mischfonds PRIMA Fonds – Globale Werte auswählt, dann folgt er Grahams Lehren und seinen vier Prinzipien.
Zum einen gelangt keine Aktie ins Portfolio, ohne dass eine sogenannte "Sicherheitsmarge" geschaffen wird. "Diese entsteht dadurch, dass wir Papiere dann kaufen, wenn der Einstandspreis deutlich unter dem inneren Wert liegt, wir also quasi Ausverkaufspreise nutzen", sagt Fischer. Verkauft wird hingegen erst, wenn ein fairer Wert erreicht ist. "Wir handeln frei nach dem Motto: 'Zahle maximal 60 Cent für einen Euro'", erklärt der Experte.
Eigentümergeführte Unternehmen bevorzugt
Das zweite Value-Investing-Prinzip legt fest, dass bevorzugt Werte von eigentümer- oder familiengeführten Unternehmen ins Portfolio aufgenommen werden. "Bei solchen Firmen hat man direkten Kontakt zum Unternehmer", sagt Fischer. Inhabergeführte Unternehmen seien meist vorsichtig bei der Aufnahme von Fremdkapital. Zudem seien viele Firmen so aufgestellt, dass sie ohne weiteres an die nächste Generation übergeben werden können.
"Wir achten außerdem darauf, dass die Firmen ein 'wirtschaftlicher Burggraben' umgibt", so Fischer. Gemeint ist eine Position, die vor dem Eindringen von Mitbewerbern ins eigene Geschäftsfeld schützt. Solche Wettbewerbsvorteile können sich Firmen etwa durch Patente oder Kostenvorteile sichern. "Wenn man in Nebenwerte investiert, ist die Auswahl extrem wichtig", erklärt der Experte. Ein Grund: Anders als Konzerne haben Unternehmen aus diesem Segment im Krisenfall kaum Chancen auf eine Rettung durch die Politik.
Die Launen von "Mister Market"
"Nicht zuletzt beachten wir als viertes Prinzip des Value Investing die Launen von Mister Market", sagt Fischer. Das heißt, die Frankfurter machen sich die Verhaltensökonomik – englisch: Behavioural Finance – zunutze und loten Stimmungen an der Börse aus. "Wir nutzen dafür unterschiedliche Datenanbieter", so Fischer. Mit Hilfe von Stimmungsindikatoren und statistischen Analysen wird so das Sentiment am Aktienmarkt bewertet, das in die Steuerung der Aktienquote einfließt.
Die Shareholder Value Management ist 1999 aus dem Investment-Club R 3000 hervorgegangen. Frank Fischer trat 2005 als Vorstand in die Gesellschaft ein. "Damit habe ich im Grund mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt er heute. Die Shareholder Value Management AG verwaltet aktuell Kundengelder von mehr als zwei Milliarden Euro (Stand: Januar 2017). (am)