Stratege: Zinserhöhungen sind nicht das einzig mögliche Szenario
Angesichts eines drohenden Wirtschaftsabschwungs in Europa könnte die EZB trotz der hohen Inflation und entgegen allen Erwartungen die Leitzinsen doch nicht weiter deutlich erhöhen, argumentiert Martin Lück von Blackrock.
Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), die Zinsen zu erhöhen, könnte in den kommenden Wochen und Monaten nachlassen, erwartet Martin Lück von Blackrock. Zwar lässt die hohe Inflation weitere Zinsschritte sinnvoll erscheinen, das schwache Wirtschaftswachstum wirkt aber in die entgegengesetzte Richtung. "Sollte sich, was absehbar erscheint, die europäische Dynamik angesichts von Krieg, Angebotsknappheiten und Zukunftsangst tatsächlich stark eintrüben, wird vermutlich der Druck auf die Zentralbank, angesichts hoher Inflation nun endlich die Zinsen zu erhöhen, nachlassen", sagt Lück.
Entscheidend ist vor allem die Frage, ob ein Ende des Kriegs in der Ukraine absehbar wird. "Ist dies nicht der Fall, dürften die Energie- und Nahrungsmittelpreise weiter steigen, das Rezessionsrisiko in Europa größer werden und eine Kombination aus Angebotsknappheit und Zukunftsangst die ökonomische Aktivität lähmen", erklärt Lück. "Die EZB könnte dann nach Beendigung der Anleihekäufe, etwa im Juli oder September, beginnen, den negativen Einlagezins Richtung null zurückzuführen, ohne aber die Leitzinsen auf das neutrale Niveau oder gar darüber hinaus anzuheben." (fp)