Ein plötzlicher Inflationsschub infolge steigender Ölpreise könnte den US-Leitindex S&P 500 laut RBC Capital Markets bis Jahresende um 20 Prozent einbrechen lassen. Die Strategen um Lori Calvasina präsentieren in einer aktuellen Analyse drei Rückgangsszenarien für US-Aktien.

Angesichts der jüngsten Kursrally sehen die Experten den Markt als verwundbar. Überzogene Bewertungen und eine angespannte geopolitische Lage erhöhen das Risiko. Besonders ein eskalierender Konflikt im Nahen Osten könne Druck auf Energiepreise und somit auf Aktien ausüben.

Nahost-Konflikt als Risikofaktor
Bislang reagierten die Märkte vergleichsweise gelassen auf den Konflikt zwischen Israel und dem Iran. Zwar stieg der Ölpreis am Freitag um sieben Prozent, fiel jedoch zu Wochenbeginn wieder. Anleger verwiesen auf das bisher begrenzte Ausmaß des Konflikts. Doch die anhaltenden Kämpfe schüren Sorgen über eine Ausweitung zum regionalen Krieg.

Drei Szenarien für den S&P 500
Im pessimistischen Szenario fällt der S&P 500 auf 4.800 Punkte – rund 20 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Dieses Ergebnis setzt laut RBC einen Inflationsanstieg auf vier Prozent, stagnierende Unternehmensgewinne, nur zwei Zinssenkungen durch die Fed und stabile US-Staatsanleihenrenditen voraus.

In einem gemäßigten Fall erwarten die Strategen ein Gewinnwachstum von sieben Prozent und einen Indexstand von etwa 5.200 Punkten zum Jahresende. Das offizielle Ziel der Bank liegt bei 5.730 Punkten, rund vier Prozent unter dem aktuellen Niveau.

Morgan Stanley zeigt sich optimistisch
Andere Marktteilnehmer teilen den Pessimismus nicht. Michael Wilson von Morgan Stanley verweist auf positive Signale in der Gewinnentwicklung. Einige Kennzahlen deuten seiner Meinung nach auf ein stärkeres Wachstum im kommenden Jahr hin – trotz geopolitischer Risiken. (mb/Bloomberg)