Die im Auftaktquartal veröffentlichten Unternehmensergebnisse haben den gesamten Umfang der Aktienrückkäufe gezeigt, die im Jahr 2022 weltweit getätigt wurden. Die 1.200 Top-Unternehmen der Welt kauften für ein Rekordvolumen von 1,31 Billionen US-Dollar eigene Aktien zurück. Das entspricht fast der Summe von 1,39 Billionen Dollar, die dieselben Unternehmen im Laufe des Jahres an Dividenden ausschütteten. Darüber hinaus lag die Gesamtsumme um 22 Prozent höher als im Jahr 2021, in dem der bisherige Rekord aufgestellt worden war. Das geht aus einer Studie von Janus Henderson Investors hervor.

Der Anstieg der Rückkäufe sei kein vorübergehendes Phänomen, heißt es in einer Mitteilung. Der Wert hat sich seit 2012 fast verdreifacht (+182 Prozent) und übertrifft damit bei Weitem den 54-prozentigen Anstieg der Dividenden im selben Zeitraum. In jeder Region, fast jedem Land und fast jedem Sektor sind sie stark gestiegen. Der größte Sprung erfolgte 2018 und wurde vor allem von US-Technologiefirmen verursacht, die ihre Rückkaufprogramme ausweiteten. 2022 kam demnach das größte Wachstum bei Aktienrückkäufen von der Ölindustrie; hier kauften die Unternehmen eigene Aktien im Wert von 135 Milliarden Dollar zurück, mehr als vier Mal so viel wie 2021.

Zehn Unternehmen stehen für ein Viertel aller Rückkäufe
Dadurch hat der Stellenwert von Aktienrückkäufen deutlich zugenommen. 2012 machten sie weltweit nur 52 Prozent der Dividendenzahlungen aus, wobei die Spanne von drei Prozent in den Schwellenländern bis 102 Prozent in Nordamerika reichte. 2022 waren es laut Janus Henderson weltweit bereits 94 Prozent der Dividendenzahlungen, wobei die Spanne von 18 Prozent in den Schwellenländern bis zu 158 Prozent in Nordamerika reichte. Die sektoralen Unterschiede sind noch ausgeprägter. Im Mediensektor war der Gesamtwert der Aktienrückkäufe 2022 acht Mal höher als die gezahlten Dividenden. Im Gegensatz dazu waren im Sektor der Versorger die Dividenden acht Mal höher als die Rückkäufe. Addiere man Rückkäufe und Dividenden zusammen, zur sogenannten Gesamtrendite für die Aktionäre, verringerten sich die Unterschiede erheblich, so Janus Henderson.

Die Beträge konzentrieren sich sehr stark auf einige wenige Unternehmen. Apple gehört zu den weltweit größten Käufern eigener Aktien, im Geschäftsjahr 2022 wurde ein Umfang von 89 Milliarden Dollar erreicht, das sind rund sieben Prozent des weltweiten Gesamtvolumens. Die zehn größten Käufer entsprechen fast einem Viertel des globalen Volumens 2022 – und nur einer von ihnen, die britische Shell, stammt nicht aus den USA. Nestlé war im vergangenen Jahr einer der größten Käufer eigener Aktien in Europa.

Folgen der Zinswende
Die globalen Kapitalkosten seien heute deutlich höher als in den vergangenen Jahren, sagt Ben Lofthouse, Head of Global Equity Income bei Janus Henderson: "Die große Frage ist, wie sich dies in den kommenden Monaten und Jahren auf Aktienrückkäufe auswirken wird." In Zeiten, in denen Unternehmen praktisch zum Nulltarif Zugang zu Finanzmitteln hatten, habe es einen großen Anreiz gegeben, Schulden zu machen und Aktien zurückzukaufen, da dies einen immensen Mehrwert darstellte. Für Unternehmen, die wie Apple oder Alphabet sehr große Summen an Barmitteln generierten, sei dies kein wichtiger Faktor. "Für andere, vor allem in den USA, die Kredite zur Finanzierung von Aktienrückkäufen aufgenommen haben, werden die Überlegungen künftig sehr viel ausgewogener sein", so Lofthouse. (fp)