Studie: So lösen Anleger das Timing-Problem
Market-Timing funktioniert nicht, das zeigen Studien immer wieder. Dennoch verwenden Anleger viel Energie und Nerven darauf, den für sie vermeintlich günstigsten Einstiegszeitpunkt abzupassen. Sinnvoller wäre es, langfristig investiert zu bleiben, sagt Nermin Aliti von Laureus Privat Finanz.
Der Dax steht dieser Tage so hoch wie nie zuvor, auch andere Aktienindizes wie das US-Leitbarometer Dow Jones Industrial stellen neue Rekorde auf. Vielen Anlegern stellt sich angesichts des Höhenfluges an den Börsen die Frage, ob sie Gewinne mitnehmen oder auf eine Jahresendrally hoffen sollen. Denn eigentlich sollte man ja in Hochphasen verkaufen, in Korrekturphasen zukaufen. Das Problem ist: Solches Market-Timing geht meistens daneben, weil sich weder die guten noch die schlechten Phasen verlässlich vorhersagen lassen.
Laureus Privat Finanz, eine Tochter der Sparda-Bank West, hat Anfang Oktober die Dax-Entwicklung der vergangenen zwölf Monate analysiert. Der Index hat in diesem Zeitraum rund 22 Prozent zugelegt. Hätte man auch nur die fünf performancestärksten Tage in dieser Zeitspanne verpasst, wäre die Rendite mit 9,4 Prozent deutlich karger ausgefallen.Wenn man also zum "richtigen" Zeitpunkt einsteigen will, müsste man jedes Jahr diese fünf Tage
genau treffen. "Bei rund 250 Handelstagen pro Jahr ist das keine leichte Aufgabe", sagt Nermin Aliti, Investment Manager bei der Laureus AG.
Schlechte Quoten, riskante Wette
Doch es wird noch knifflieger: Eine Studie der Universität Michigan zeigt, dass an drei Handelstagen pro Jahr rund 95 Prozent der Gesamtrendite an der Wall Street generiert wird. Andere Studien kommen zu ähnlichen Ergebnissen und belegen, dass tatsächlich nur eine Handvoll Tage für Aktienanleger von Bedeutung ist. "Jedes Mal, wenn man den Markt verlässt, geht man das Risiko ein, genau diese Tage zu verpassen", betont Aliti. Umgekehrt betrachtet: Die Quoten für einen perfekten Einstieg stehen reichlich schlecht.
Statt Market-Timing zu betreiben, sollten Investoren ein breit gestreutes Portfolio mit einer langfristigen Anlagestrategie kombinieren, rät Alit. Wer investiert bleibt, statt immer wieder aus dem Markt auszusteigen, hat auf lange Sicht die deutlich besseren Renditechancen. Wer zu Beginn eines Investments sichergehen will, nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt einzusteigen, sollte sukzessive investieren, etwa über einen Fondssparplan. (fp)