Tech-Ausverkauf trifft Nachhaltigkeitsfonds hart
Wer klimaschonend investieren will, landet schnell bei den Aktien wachstumsstarker Unternehmen aus der Technologiebranche. Jahrelang war das kein Problem, schließlich schnellten die Kurse dieser Titel regelrecht in die Höhe. Entsprechend hart waren die vergangenen Monate, in denen es bergab ging.
Das Platzen der Tech-Blase an der Börse hat Anlegern ein bislang wenig beachtetes Risiko vor Augen geführt: ESG-Fonds gehören zu den Verlierern des Ausverkaufs, weil sie häufig besonders viel Geld in Technologieaktien gesteckt haben. "Viele Tech- und Wachstumsunternehmen sind in nachhaltigen Strategien stärker vertreten, weil sie dank geringer Treibhausgasemissionen beim Klimathema gut abschneiden", analysiert das "Handelsblatt". Was lange ein Vorteil gewesen sei, gereiche den Anlegern in diesem Jahr zum Nachteil.
"Diese hohen Anteile haben sich jetzt in höheren Kursverlusten niedergeschlagen", zitiert die Zeitung Kim Felix Fomm, den Chefanlagestrategen des Berliner Fintechs Raisin. Während der herkömmliche Weltaktienindex MSCI World seit Jahresbeginn rund 14 Prozent im Minus liege, habe die SRI-Variante schon 18 Prozent verloren. "Wenn die Tech-Aktien weiter einbrechen, wird die Lücke spürbarer", betont Fomm. Seiner Beobachtung zufolge legen sich Privatanleger ohnehin gerne Tech-Titel ins Depot. Wer für seine Basisanlage einen SRI-Index wähle, hole sich so schnell eine "Unwucht" ins Portfolio.
"Das könnte der Anlagebranche noch Enttäuschungen bescheren"
Das Phänomen gilt offensichtlich nicht nur für ETFs, sondern auch für aktiv verwaltete Fonds. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls Alex Rowe. Der Portfoliomanager von Nomura Asset Management untersuchte weltweit anlegende Aktienfonds mit hohem ESG-Anspruch und kam zu dem Ergebnis, dass diese im Schnitt zu 40 Prozent in Wachstumswerte investieren. Das habe lange niemanden gestört, weil die Wachstumsaktien in einem Umfeld fallender Zinsen deutlich besser abschnitten als der breite Markt. Jetzt, wo die Zinswende eingeläutet scheint, gilt das Gegenteil. Denn: Die künftigen Gewinne, die sich Anleger von schnell wachsenden Firmen erhoffen, sind bei höheren Zinsen in der Gegenwart deutlich weniger wert. Also fallen ihre Aktienkurse besonders schnell.
"Viele Anleger glaubten bisher, ihre besseren Erträge wären Folge der höheren Nachhaltigkeit", zitiert das "Handelsblatt" Rowe. In Wirklichkeit habe dagegen das Übergewicht von Technologieaktien den Ausschlag gegeben. "Das könnte der Anlagebranche noch Enttäuschungen bescheren", mahnt der Nomura-Manager. (bm)